Eine Schau widmet sich Aby Warburg und seiner Auffassung von Pathos

Verschlungene Körper, verzerrte Gesichter - fast hört man die Schreie und das Waffenklirren beim Betrachten der Zeichnung "Der Tod des Orpheus" von Albrecht Dürer (1471-1528). Diese Zeichnung, vermutlich entstanden nach einem verloren gegangenen Werk von Andrea Mantegna (1431-1506) gilt als eines der wichtigsten Bildzeugnisse für die Wiederbelebung der Antike in der Renaissance. Sie diente dem Hamburger Kunstwissenschaftler Aby Warburg (1866-1929) zur Erläuterung seiner Pathosformel. Alfred Lichtwark, der damalige Direktor der Hamburger Kunsthalle, hatte ihm das wertvolle Blatt 1905 ausgeliehen.

"Die entfesselte Antike. Aby Warburg und die Geburt der Pathosformel in Hamburg" zeigt im Saal der Meisterzeichnung eine Rekonstruktion jener Schau, ergänzt durch Druckgrafik des 15. und 16. Jahrhunderts, Quellenmaterial und Werke von Klinger und Böklin. Rund 50 Zeichnungen und Druckgrafiken werden präsentiert.

Aby Warburg zählt zu den meistdiskutierten Kunstwissenschaftlern des 20. Jahrhunderts. Sein Schwerpunkt galt der Antiken-Rezeption in der Renaissance. Anders als die meisten Wissenschaftler seiner Zeit sah er in den Werken der Antike nicht nur Reinheit, Schönheit und Größe sondern auch das wilde dionysische Prinzip. Expressive Ausdrucksformen also, und öffnete damit die Tür für die zeitgenössische Kunst. Unterstützt wird die Ausstellung durch M. M. Warburg & CO.

Die entfesselte Antike. Aby Warburg und die Geburt der Pathosformel in Hamburg 27.3. bis 26.6., Hamburger Kunsthalle, Glockengießerwall, Di-So 10.00-18.00 Uhr, Do 10.00-21.00