Die Kunststätte Bossard begeht ihr 100. Jubiläum mit Ausstellungen, Vorträgen und Konzerten

Vor 100 Jahren errichtete der Künstler Johann Bossard auf einem Grundstück in Jesteburg ein Kunstwerk, das heute als Kunststätte Bossard museal zugänglich ist. Zum Jubiläum sprachen wir mit Leiterin Dr. Gudula Mayr:

Abendblatt:

Welche Bedeutung hat Johann Bossard für die deutsche Kunst des 20. Jahrhunderts?

Dr. Gudula Mayr:

Seine Bedeutung liegt vor allem darin, dass er mit der Kunststätte ein Gesamtkunstwerk realisiert hat. Dieses expressionistische Gesamtkunstwerk ist nahezu unverändert erhalten geblieben. Das von Schmidt-Rottluff gestaltete Wohnzimmer der Rosa Schapire oder die Wohnateliers der Brücke-Künstler existieren nicht mehr, die Kunststätte gibt es noch. Das ist einzigartig in Deutschland.

Wie kam Bossard auf die Idee, ein solches Gesamtkunstwerk zu schaffen?

Dr. Mayr:

Er kam aus dem Ersten Weltkrieg völlig verändert zurück und wollte eine künstlerische Gegenwelt zur damaligen desolaten gesellschaftlichen und ökonomischen Situation schaffen. Dabei bezog er sich auf Geistesgrößen des 19. Jahrhunderts, wobei Richard Wagner eine große Rolle gespielt hat. Es ging Johann Bossard nicht nur um Kunst, sondern um einen ganzen Lebensentwurf.

Was bedeutete das konkret?

Dr. Mayr:

Bossard fand es wichtig, dass ein Künstler nicht nur im Atelier tätig war, sondern zum Beispiel auch auf dem Acker arbeitete, um Buchweizen zu ernten.

Worin besteht für heutige Besucher der besondere Reiz der Kunststätte?

Dr. Mayr:

Sicher ist es vor allem die Verbindung von bildender Kunst und Natur. Ein Frühlingstag kann an diesem außergewöhnlichen Ort zu einem ganz besonderen Erlebnis werden.

Was planen Sie zum Jubiläum?

Dr. Mayr:

Am 13. März startet unsere Jubiläumsausstellung, außerdem gibt es weitere Ausstellungen, Vorträge und Konzerte.

Kunststätte Bossard Bossardweg 95, 21266 Jesteburg, T. 04183/ 51 12, 13.3. bis 31.10., Di-So 10.00-18.00, das ganze Programm unter: www.bossard.de