Herta Müllers Leben und Werk in einer Ausstellung im Buddenbrookhaus

Wie entsteht unter den Bedingungen einer Diktatur Literatur von weltliterarischem Rang? Die Ausstellung "Der kalte Schmuck des Lebens", der der rumäniendeutschen Dichterin Herta Müller gewidmet ist, gibt darauf sehr unterschiedliche Antworten. Es ist eine Spurensuche in einem fremden Land und in einer Gesellschaft, die nicht nur in hohem Maße repressiv war, sondern auch archaisch. Der Alltag im Banat, in dem seit sieben Jahrhunderten eine deutsche Minderheit lebt, war noch in den 80er-Jahren unter dem Ceausescu-Regime von Rahmenbedingungen bestimmt, die für mitteleuropäische Verhältnisse kaum vorstellbar erscheinen.

Aber die Bilder, Dokumente, Filmsequenzen und Texte, mit denen diese außerordentlich sinnliche und vielschichtige multimediale Ausstellung den Weg der Literaturnobelpreisträgerin des Jahres 2009 nachzeichnet, führen den Besuchern vor Augen, dass es bei dem Stoff, aus dem Herta Müller Dichtung gemacht hat, vor allem um das Verhalten von Menschen geht: um kalte Machtausübung und die daraus resultierende Angst, um Güte und Niedertracht, um Vertrauen und Verrat.

"Der Bogen von einem Kind, das Kühe hütet im Tal, bis hierher ins Stadthaus von Stockholm ist bizarr. Ich stehe, wie so oft, auch hier neben mir selbst", hat Herta Müller in ihrer Nobelpreisrede gesagt. Mit vielen Bild- und Textdokumenten, von denen manche hier erstmals der Öffentlichkeit zugänglich sind, zeichnet diese erste werkbiografische Ausstellung, die das Buddenbrookhaus einer lebenden Autorin widmet, diesen erstaunlichen Weg nach und macht ihn zumindest ein wenig begreiflich. Nicht nur Herta Müller selbst, sondern auch Weggefährten wie Richard Wagner kommen zu Wort, Protagonisten einer erstaunlichen Bewegung, die von den 60er-Jahren an unter schwierigsten Bedingungen eine faszinierende deutschsprachige Literatur hervorgebracht hat.

Herta Müller. Der kalte Schmuck des Lebens. bis 26.4., Buddenbrookhaus, Mengstraße 4, Öffnungszeiten: bis 31. März,. Mo-So 11.00-17.00, ab 1. April Mo-So 10.00-18.00