An das “Jena Paradies“ erinnert der Kunstverein

"Wir gehen ins Paradies", hört man in Jena häufiger. Denn so heißen die Wiesen an der Saale, die Bahnstation in der Nähe folgerichtig "Jena Paradies". Von hier aus hat Werner Büttner als Siebenjähriger seine thüringische Heimatstadt verlassen. Er schreibt. "Von dort aus entführte meine Mutter mich in den Westen, ein Land mit schrecklichen Wesen und schrecklichen Waren."

Als Büttner, inzwischen Professor an der Hamburger Hochschule für bildende Künste, Anfang der 90er-Jahre den Auftrag bekam, ein Lokal im Kunstverein einzurichten, stattete er es mit Anspielungen auf Jena aus. Die Schau "Werner Büttner. Die erlösende Eloquenz erprobter Dinge - Jena Paradies revisited" im Foyer des Kunstvereins rekonstruiert zeichenhaft das 2007 verschwundene Lokal als Installation.

Werner Büttner, 1954 geboren, gehört zu jenen Künstlern, die Anfang der 80er-Jahre die Malerei wieder an die soziopolitische Wirklichkeit knüpften. Die Einrichtung des "Jena Paradies" stellt historische und persönliche Bezüge her. So ist im Foto des Grundrisses vom Tresen jener der Klinik für Psychiatrie und Neurologie in Jena versteckt, wo Nietzsche behandelt wurde. Die Lampen aus pastellfarbenem Plexiglas verweisen auf Lichtskulpturen des Malers Walter Dexel (1890-1973). Büttner beschriftete sie mit Texten wie "o. ä. Dasein" und merkte an: "Paradies, sagt der Duden, ist ein Ort, wo man ein schönes, ein glückliches oder ein ähnliches Dasein führt."

Werner Büttner. Die erlösende Eloquenz erprobter Dinge - Jena Paradies revisited bis 27.11., Der Kunstverein Hamburg, Klosterwall 23, Di-So 12.00-18.00