An großen Fliegern schrauben sie gemeinsam: Fluggerätmechaniker der Fachrichtungen Fertigungs-, Instandsetzungs- und Triebwerkstechnik

So ein Triebwerk ist leicht mal mannshoch, manchmal sogar noch größer. Doch Jan-Henning Lobos kann es mühelos zerlegen. Er repariert oder tauscht schadhafte Teile aus, reinigt andere und baut alles wieder zum fertigen Triebwerk zusammen. "Natürlich nie allein, immer im Team", sagt er. Bei der Elektronik hingegen ist Schluss. "Wir montieren Bauteile mit Elektrik, die Verkabelung übernehmen aber die Elektroniker für luftfahrttechnische Systeme", erklärt Jan-Henning. Der 25-Jährige ist im dritten Ausbildungsjahr zum Fluggerätmechaniker, Fachrichtung Triebwerkstechnik.

"Ich habe schon immer gern geschraubt", erklärt er. "Erst waren es Mofas und Roller, dann Autos." Er habe sich eben gern im Schwierigkeitsgrad gesteigert, und ein Stück weit reizt ihn auch die Verantwortung, die mit seinem Beruf verbunden ist. "Wir müssen hier schon sehr genau und gewissenhaft arbeiten", erzählt der Auszubildende mit Fachabi. Auch wenn das Triebwerk noch zahlreiche Qualitätskontrollen durchläuft, bevor das Flugzeug in die Luft geht, ein Fehler beim Triebwerkbau könnte gravierende Folgen haben.

Für diesen Beruf dürfe man daher ganz sicher keine zwei linken Hände haben und auch keine Scheu, "sich mal die Finger schmutzig zu machen", sagt er und hält seine ölverschmierten Hände hoch. Eben hat er noch mit der Knarre, korrekt gesagt: der Feinzahn-Umschaltknarre, gearbeitet. Jan-Henning ist mit seinem Beruf ausgesprochen zufrieden: "Ich gehe richtig gern zur Arbeit". Und er hofft, nach den dreieinhalb Jahren Ausbildung bei Lufthansa Technik übernommen zu werden.

Auch Julian Harpenau ist begeistert von seiner Tätigkeit. "Ich habe mich schon seit meiner Kindheit für Flugzeuge interessiert und schon eine ganze Reihe im Modellbau gebaut", sagt der Realschulabsolvent. Da wollte er dann beruflich eben endlich auch an die Großen ran. "Ich habe erst ein Praktikum gemacht und als das erfolgreich war, habe ich mich bei Lufthansa Technik beworben", erzählt der 18-Jährige.

Voraussetzung für alle drei Fachrichtungen des Fluggerätmechanikers, also die Fertigungs-, Instandsetzungs- und Triebwerkstechnik, ist ein Haupt- oder Realschulabschluss. Interessenten bewerben sich zunächst online. "Man durchläuft einen Geschicklichkeits- und Konzentrationstest, aber auch Englisch oder Mathematik wird geprüft. Wenn das gut läuft, folgt eine Einladung zu einem weiteren Test und als letzte Stufe ein Gespräch mit Gruppenaufgaben", erinnert sich Julian.

In seiner Fachrichtung, der Fertigungstechnik, repariert und fertigt der Auszubildende im zweiten Lehrjahr Ersatzteile für Leitwerke, Tragflächen und Rumpf. Er kennt sich aber auch aus mit dem Einbau von Landeklappen, Türen oder Kabineneinrichtungen. Neben Feilen, Bohrern, Sägen oder dem Niethammer, auch Amihammer genannt, steht für Julian auch manchmal der Umgang mit giftigen Stoffen auf dem Programm. "Wir arbeiten ja nicht nur mit Metall, sondern auch mit Kunststoffen, und die werden geklebt." In solchen Fällen komme dann ein Vollanzug, Handschuhe oder auch eine Gesichtsmaske zum Einsatz, sollte es mal richtig staubig werden. Und da es in den großen Werkhallen oft auch ordentlich laut wird, tragen die angehenden Fluggerätmechaniker Hörschutz, die Verständigung erfolgt über Mikrophon.

Gearbeitet wird an den Flugzeugen im Schichtdienst: Früh-, Spät- und Nachtdienst. Letzteres betrifft vor allem die Fluggerätmechaniker in der Fachrichtung Instandhaltungstechnik. "Sie sind für die Wartung von Flugzeugen zuständig und übernehmen laufende Kontrollen etwa beim "Nightstop", wo das Flugzeug gründlich in Augenschein genommen wird", erläutert Ausbildungsleiter Hans-Peter Meinhold. "Neben kurzen Reparaturen gehören auch Überholungen in ihr Gebiet. Dann dockt das Flugzeug länger an und ist vor lauter Gerüsten kaum mehr zu erkennen, denn dann wird es auch schon mal so ziemlich in seine Einzelteile zerlegt", erzählt er.

Rein von den Noten her sollten Bewerber "ein Ausreichend in Mathe und Physik, Deutsch und Englisch mitbringen", sagt der Ausbildungsleiter. Daneben achtet Meinhold vor allem auf Motivation und Begeisterung, denn nur wer ein ausgeprägtes Faible für Luftfahrt und Technik habe, "wuppt die dreieinhalb Jahre", weiß er aus Erfahrung. "Am Flugzeug schrauben sie alle gern, doch die nötige Theorie, die dahinter steht oder auch die Vorschriftenlehrgänge können schon mal etwas trocken sein. Doch da müssen sie durch", betont Hans-Peter Meinhold.

Durchhaltevermögen und ein gewisses Maß an Frustrationstoleranz steht somit ebenso auf seiner Wunschliste für Ausbildungskandidaten wie Teamfähigkeit. Die wird allerdings gleich zu Beginn der Ausbildung gefördert. Alle Auszubildenden - aus den technischen, kaufmännischen oder gastronomischen Bereichen und sowie die dualen Studenten - fahren gemeinsam auf eine mehrtägige Exkursion, um sich gegenseitig kennen zu lernen und sich bei verschiedenen Aufgaben beizustehen. So galt es beim letzten Mal etwa ein Floß zu bauen. "Da wurden zunächst vier einzelne Segmente zusammen gebaut und die mussten dann zum fertigen Floß zusammengefügt werden", erzählt der Ausbildungsleiter und stellt den Vergleich zum Flugzeugbau her. Das sei ganz ähnlich, da werde schließlich auch in einzelnen Konstruktionsgruppen gebaut.