Ein Kammerkonzert rund um Bach und Mendelssohn

Sie ist in vollem Gange, die Geschichte der Geschichte der Geschichte der Musikrezeption - Verlängerung beliebig möglich. Aufführungstraditionen sind schon immer unterbrochen worden. Zu Zeiten Johann Sebastian Bachs wurde ohnehin nur für eine einzige Gelegenheit komponiert. Die Schreibfedern ruhten kaum je, die Evolution und ihr Spiegelbild, das Vergessen, genauso wenig. Da grenzt es an ein Wunder, dass der junge Mozart Werke Bachs in die Finger bekam - und ihre Größe erkennen konnte, obwohl der Zeitgeschmack sich in wenigen Jahren vom gestrengen Hochbarock in die duftigen Gefilde der Empfindsamkeit katapultiert hatte.

Aber erst Felix Mendelssohn Bartholdy hat Bach bei den Nachgeborenen hoffähig gemacht. Die legendäre Aufführung der Matthäuspassion war im damals engstirnig-provinziellen Berlin eine Sensation, für Mendelssohn eine Riesenunternehmung - aber nur folgerichtig. Zeit seines kurzen Lebens war Bach seine Richtschnur.

Der Pianist Christof Hahn und vier Streicher des NDR Sinfonieorchesters widmen der Beziehung zwischen dem frühen 19. Jahrhundert und dem Allzeit-Übervater nun einen Kammermusikabend mit Werken von Bach, Schumann, Mendelssohn und deren Zeitgenossen Giovanni Bottesini.

Dabei darf natürlich das nicht fehlen, was emblematisch für die damalige Rezeptionsweise ist: die Bearbeitung. Im 19. Jahrhundert passte man die Werke unbekümmert den jeweiligen Bedürfnissen und vorhandenen Besetzungen an. Oder man glaubte gar, die Musik durch Ergänzung zu verbessern. So werden die Musiker Solowerke für Geige und Cello von Bach mit Klavierbegleitung vortragen. Die Schlussfuge aus Bachs "Kunst der Fuge" erklingt mit dem von seinem Sohn Carl Philipp Emanuel ergänzten Choral.

Den letzten Satz von Mendelssohns hoch romantischem Klaviertrio c-Moll wiederum prägt der Choral "Vor Deinen Thron tret' ich hiermit": Als hätte Bach den Ball postum zurückgespielt.

Kammerkonzert 15.2., 20 Uhr, Rolf-Liebermann-Studio. Karten: unter T. 0180/178 79 80 oder www.ndrticketshop.de