Das Hamburg Ballett tanzt die “Matthäus-Passion“ in der Osterzeit

Der Tanz hat - ebenso wie das Theater - religiöse Ursprünge. Nach archaischer und antiker Zeit gibt es im christlichen Abendland zwar die Tradition der Bibel- und Mysterienspiele zu Weihnachten und Ostern, doch der Tanz wurde als heidnisch und sündig bald aus den Kirchen verbannt. Die Uraufführung von Bachs "Matthäus-Passion" - 1980 von John Neumeier und Günter Jena als Ballett-Oratorium in St. Michaelis präsentiert - kam denn auch für manche Gläubige einem Sakrileg gleich. Seitdem hat sich jedoch Tanztheater zu sakraler Musik durchgesetzt; Neumeier gilt als einer der Pioniere. Wie jedes Jahr zeigt das Hamburg Ballett auch 2011 zur Osterzeit die "Matthäus-Passion" in der Staatsoper.

"Die Arbeit an der Matthäus-Passion war wie die Suche nach einer verschollenen Sprache, nach einer Sprache für religiöse Inhalte und nach einer choreografischen Form für Bachs musikalische Formulierung", beschreibt Neumeier seine Annäherung an das Sakralwerk. Er hat sie gefunden und - zur eigenen Überraschung - einen Welterfolg geschaffen, der in Europa, Amerika und Asien begeisterte Zustimmung fand. Der ihn ermutigte, auch weitere Choreografien zu Kirchenmusik zu schaffen - wie Mozarts "Requiem" oder Händels "Messias".

Behandelt die "Matthäus-Passion" die Leidensgeschichte von Christus nach dem Evangelium, hat sich George Balanchine in "Der verlorene Sohn" das Bibel-Gleichnis nach Lukas, Kapitel 15 vorgenommen. Die Choreografie von 1929 in der Ausstattung des Malers Georges Rouault zur Musik von Serge Prokofjew ist in der "Hommage aux Ballets Russes" zu sehen. Am selben Abend führt "Le Sacre du Printemps" von Igor Strawinsky - präsentiert in einer historischen Choreografie von Millicent Hodson nach Vaslaw Nijinsky - zurück zu den heidnischen Ritualen und den religiösen Wurzeln des Tanzes.

Matthäus-Passion 21.4., 18.30 Uhr, 22. u. 24.4., jeweils 18 Uhr, 29.4., 18.30 Uhr

Hommage aux Ballets Russes 25., 29., 30., 31.3. u. 29.6., jeweils 19 Uhr, Staatsoper. Karten unter T. 35 68 68