Till Brönner lotet bekannte Hits aus

Zugegeben: Vom Cover seines aktuellen Albums blickt uns Till Brönner eher wie ein Model aus einer Kampagne für Whiskey-Werbung als ein Musiker entgegen. Aber dass Deutschlands erfolgreichster Trompeter keine Berührungsängste hat, zählt zu seinen Erfolgsgeheimnissen.

Er ist maßgeblich an der Entwicklung beteiligt, dass Jazz nicht länger als Schimpfwort und Synonym für unhörbar anstrengende Musik gilt, dass auch Skeptiker an den Charme der Improvisation glauben. Damit und natürlich mit der Eleganz seines eloquenten und klug phrasierenden Spiels hat er erstmals seit den goldenen Zeiten von Bert Kaempfert auch ein Abonnement auf die vorderen Chartplätze. Gerade hat er seine erste Staffel als Jurymitglied der Talentsuchershow "The X Factor" mit Antstand hinter sich gebracht. Zuvor in seinem Buch "Talking Jazz" mit Koautor Claudius Seidl ausführlich seine bisherige Karriere samt Kollaborationen mit Dave Brubeck, Melody Gardot oder Carla Bruni und seine Produktionsarbeit für die No Angels reflektiert.

Ein großer Suchender, der nach dem richtigen Grad der Abweichung von der Norm forscht, um den ultimativen Sound zu entwickeln, war er nie. Sein aktuelles Album "At The End Of The Day" belegt einmal mehr, dass Brönner den Pop mit seinem freien Verständnis des Jazz zu überholen versucht. Der in Berlin beheimatete Trompeter interpretiert hier bekannte Hits des populären Repertoires. Vom Beatles-Klassiker "And I Love Her" über David Bowies "Space Oddity" bis zu aktuellen Liedern wie "Human" von den Killers, aber auch "Air" aus der 3. Orchestersuite von Johann Sebastian Bach. Brönner spielt die Trompete wie immer glasklar, das Arrangement sitzt wie ein Maßanzug.

In "Talking Jazz" beschreibt Brönner seine Verzweiflung darüber, dass die Zeiten, in denen der Jazz die Musik schlechthin war, der Pop, die Avantgarde, unwiederbringlich vorüber seien. Und weil er nicht mehr an die innovative Massentauglichkeit des Jazz glaubt, ist das aktuelle Album mehr als folgerichtig. Für Brönner zählt, dass die Musik funktioniert. Ob sie nun Bossa Nova, Pop oder Jazz heißt, ist zweitrangig. Am 28. März ist Till Brönner, der Meister der Eleganz, im Großen Saal der Laeiszhalle zu erleben.

Till Brönner 28.3., 20 Uhr, Laeiszhalle. Karten unter T. 30 30 98 98