Die Geschichte könnte sich im Kern heute genauso abspielen wie im alten Rom: Ein paar Männer wetten, dass der eine die Frau eines anderen rumkriegt, die für ihre Treue bekannt ist. Sie weist die Avancen zurück, er gebraucht Gewalt, sie nimmt sich vor Scham das Leben.

Und das war's schon fast. Der zeitlos verdichtete Stoff ist Gegenstand von Benjamin Brittens Oper "The Rape of Lucretia" aus dem Jahre 1946. So klein das Werk besetzt ist, so filigran seine Tonsprache, so reich ist es andererseits an Bezügen - nicht nur zur antiken Tragödie, sondern auch etwa zu Brittens großem Vorgänger, dem englischen Barockkomponisten Henry Purcell, und dessen Oper "Dido and Aeneas".

Die junge dänische Regisseurin Tine Topsoe bringt das Werk jetzt zum Abschluss ihres Musiktheaterregiestudiums auf die Bühne der Opera stabile in der Staatsoper. Ihr besonderes Augenmerk gilt den beiden Erzählerfiguren, die die Handlung wie ein antiker Chor begleiten, deren Sicht aber eine heutige ist. "Die Suche der Erzähler nach dem Sinn des Daseins angesichts des menschlichen Zerstörungsdrangs ist die zentrale Frage der Oper."

The Rape of Lucretia 13.2., 20 Uhr, Opera stabile (Premiere). Weitere Vorstellungen: 13., 15., 17., 19., 21., 23.2., jeweils 20 Uhr. Karten unter T. 35 68 68