Thomas Hampson und Lisa Batiashvili beim NDR

Es gibt Musiker, deren Spiel sich einer Beschreibung durch Worte entzieht, weil es ohne Umweg über den Kopf direkt ins Herz trifft. Die georgische Geigerin Lisa Batiashvili ist so ein Fall: technisch vollendet souverän, klanglich hoch differenziert und von einer Unbedingtheit und Natürlichkeit des Ausdrucks, als könnte noch das komplexeste Stück nur so und keinen Deut anders gehen.

Im März wird Batiashvili an einem Wiedersehen und -hören ganz eigener Art mitwirken: Alan Gilbert, Erster Gastdirigent des NDR Sinfonieorchesters, gibt zwei Programme in der Laeiszhalle und holt dazu mit Batiashvili und dem amerikanischen Bariton Thomas Hampson zwei Weltstars, die mit schöner Regelmäßigkeit in Hamburg und besonders beim NDR Sinfonieorchester zu Gast sind.

Mit dem New York Philharmonic Orchestra, dessen Chef er ist, hat Gilbert kürzlich das jüngste Opus des Finnen Magnus Lindberg aus der Taufe gehoben. Beim NDR Sinfonieorchester wird es seine deutsche Erstaufführung erleben. "Al largo" heißt die knapp halbstündige Klangreise zur See, genauer: zu jenem Punkt, den der italienische Titel bezeichnet, an dem die Küste nicht mehr zu erkennen ist und der Ozean sich weitet. Lindberg illustriert das, indem er funkelnd virtuose, kunstvoll orchestrierte Klangszenen aneinanderreiht wie in einem Episodenfilm.

Batiashvili spielt in Hamburg das zweite Violinkonzert von Sergej Prokofjew. Und den volkstümlich-beschwingten Schluss macht die Sechste Sinfonie von Antonín Dvorák.

Bereits Anfang März setzen Gilbert und das Orchester die klingenden Jubiläumsfeiern der Saison für Gustav Mahler mit einem Programm voller raffinierter Bezüge fort: Die fangen damit an, dass Mahler vor gut einem Jahrhundert auch schon an der Spitze der New Yorker Philharmoniker stand. Von Franz Schuberts "Rosamunde"-Ouvertüre ausgehend, schlagen die Künstler einen Bogen zu der musikalisch so bewegten Wende vom 19. zum 20. Jahr-hundert. Alban Bergs "Drei Orchesterstücke" aus dem Jahre 1914 stehen ebenso für den Übergang von der Spätromantik zur Moderne wie das weltentrückte Adagio aus Mahlers Zehnter Sinfonie.

Es ist der einzige Satz der Sinfonie, den der Komponist selbst vollendet hat. Viele Versuche hat es gegeben, Mahlers nachgelassene Skizzen auszuarbeiten und die Sinfonie zu vervollständigen. Auch der italienische Komponist Luciano Berio hat einen unternommen. Aus seiner Feder erklingt unter Gilberts Leitung indes eine andere Mahler-Bearbeitung, nämlich, neben von Mahler selbst für Gesang und Orchester komponierten Liedern, Berios Orchesterfassung einiger früher Klavierlieder von Mahler. Da trifft es sich doch, dass der Solist Thomas Hampson heißt. Der wird landauf, landab als der Mahler-Sänger unserer Zeit gepriesen. Und hat, nebenbei, schon die Uraufführung der Berio-Bearbeitungen gesungen.

Thomas Hampson, Alan Gilbert 4.3., 20 Uhr

Lisa Batiashvili, Alan Gilbert 24.3., 20 Uhr, und 27.3., 11 Uhr. Alle Konzerte Laeiszhalle. Karten unter T. 0180/178 79 80 oder www.ndrticketshop.de