Musikalisches “Frühlings Erwachen“ bei der Hamburger Camerata

"Frühlings Erwachen" überschreibt die Hamburger Camerata das Programm ihres April-Konzerts, bei dem wieder einmal Ralf Gothóni am Pult steht. Passender geht's kaum. Denn so frisch wie Gothónis Interpretationen ist die Programmgestaltung. Mit Felix Mendelssohn Bartholdys Konzert d-Moll für Violine und Klavier und Georges Bizets einziger Sinfonie hat Gothóni selten gespielte Jugendwerke ausgegraben: Von der Sinfonie behauptet die Legende, sie sei 1855 entstanden - da war Bizet zarte 17.

Ob das Entstehungsjahr nun stimmt oder nicht, Bizets Musik ist von klassizistischem Schwung, vergleichbar einem Carl Maria von Weber. Und Mendelssohn schrieb sein Konzert im Alter von 14 Jahren, das ist verbürgt. Die Solopartien übernehmen in bewährter Manier Gothóni am Klavier und seine Frau, die Finnin Elina Vähälä, ihres Zeichens Geigenprofessorin an der Detmolder Musikhochschule, die sich bei der Camerata schon als Interpretin zeitgenössischer Musik empfohlen hat.

Ein wahres Frühlingskleinod ist "Le Printemps" für Kammerensemble von Darius Milhaud aus dem Jahre 1917, von ihm selbst als "Petite Sinfonie" bezeichnet. Und genau das ist sie erstaunlicherweise: ein sinfonisches Werk in Miniaturform mit einer Ausdehnung von wenigen Minuten, das seine musikalischen Aussagen aphoristisch verdichtet und für seine fantasievolle Klangsprache nicht mehr Instrumente braucht als Piccoloflöte, Flöte, Klarinette, Oboe, Harfe und Streichquartett.

Und für die nötige Erdenschwere sorgt Ralph Vaughan Williams' melancholisch-süffige "Fantasia On A Theme By Thomas Tallis", ein wahres Klangbad für die in zwei Orchester aufgeteilten Streicher.

Frühlings Erwachen 20.4., 20 Uhr, Laeiszhalle. Karten unter T. 420 64 64