Gallup-Umfrage zeigt: Erschreckend viele Mitarbeiter haben innerlich längst gekündigt

Nur elf Prozent der Beschäftigten in Deutschland setzen sich voll und ganz für ihren Arbeitgeber ein. Die meisten Beschäftigten - nämlich 66 Prozent - sind gering an ihr Unternehmen gebunden und machen Dienst nach Vorschrift. Dies ist das Ergebnis der Gallup-Studie 2010.

Das Marktforschungsinstitut hat im Herbst 2009 rund 500 Arbeitnehmer ab 18 Jahren in Deutschland telefonisch interviewt: Lediglich elf Prozent der Befragten weisen eine hohe emotionale Bindung an ihren Arbeitgeber auf und sind motiviert, Tag für Tag Spitzenleistung zu erbringen.

23 Prozent der Arbeitnehmer hingegen sind emotional nicht gebunden und haben innerlich bereits gekündigt. "Diese Mitarbeiter haben ihren Job satt", sagt Marco Nink, Berater bei Gallup Deutschland. Die volkswirtschaftlichen Einbußen durch diese Resignation am Arbeitsplatz seien erheblich. Sie belaufen sich auf eine Summe zwischen 92,3 und 121,5 Milliarden Euro.

Die Gründe für die niedrige Mitarbeiterbindung sind laut Nink hausgemacht und gehen auf Defizite in der Personalführung zurück. "Die geringe Bindung der Beschäftigten lässt sich fast immer auf den direkten Vorgesetzten zurückführen. Mitarbeiter mit geringer oder ohne emotionale Bindung werden hinsichtlich ihrer Bedürfnisse von ihren Vorgesetzten teilweise oder sogar völlig ignoriert."

Arbeitnehmer mit hoher emotionaler Bindung stimmen jedem der insgesamt zwölf Aspekte zum Arbeitsplatz und -umfeld stärker zu als diejenigen mit geringer emotionaler Bindung. In der Gruppe der emotional nicht gebundenen Beschäftigten gibt es bei allen Aspekten die geringste Zustimmung. Der Aussage "Ich habe in den letzten sieben Tagen für gute Arbeit Anerkennung und Lob bekommen" stimmen nur sechs Prozent der Mitarbeiter ohne emotionale Bindung uneingeschränkt zu. Bei den emotional stark gebundenen Arbeitnehmern liegt dieser Wert hingegen bei 63 Prozent. Des Weiteren geben Mitarbeiter ohne emotionale Bindung an, dass die Führungskraft sich nicht für sie als Mensch interessiert, es niemanden im Unternehmen gibt, der die persönliche Entwicklung fördert, und es an Leistungsfeedback fehlt.

Besonders erschreckend: Keiner der emotional nicht gebundenen Mitarbeiter möchte der Aussage uneingeschränkt zustimmen, ihre Meinungen und Ansichten hätten im Unternehmen Gewicht. In der Gruppe der emotional stark Gebundenen stimmen dagegen 73 Prozent ohne Wenn und Aber zu.

"Es wird deutlich, welchen Einfluss das Führungsverhalten, also die Erfüllung der elementaren Bedürfnisse und Erwartungen am Arbeitsplatz, auf die Verbundenheit hat", sagt Nink. "Gute Führung orientiert sich am Menschen." So überrascht es nicht, dass 38 Prozent der Mitarbeiter ohne emotionale Bindung ihren Chef sofort entlassen würden, wenn sie könnten. Unter den Arbeitnehmern mit hoher emotionaler Bindung sind dies nur drei Prozent.

Den geringen Anteil emotional hoch gebundener Mitarbeiter in der Belegschaft sollten die Unternehmen ernst nehmen, rät Nink. "Mitarbeiter mit hoher emotionaler Bindung arbeiten produktiver, sind innovativer und kundenorientierter. Kurz gesagt: Sie tragen erheblich zur Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen bei."