Ein statistischer Rückblick auf die Hinserie des HSV

Hamburg. Frank Rost brachte es zum Ende der Hinrunde auf den Punkt. "Die Tabelle lügt nicht", sagte der HSV-Torwart. Und die Tabelle sagt: Die Hamburger sind Mittelmaß. Platz neun bei sieben Siegen, drei Unentschieden und sieben Niederlagen. Doch bei separater Betrachtung einzelner Statistiken fällt auf, dass die Rothosen nicht in allen Bereichen dieses Mittelmaß verkörpern.

"Du hast schon manches Ding verschwitzt, doch jetzt bist du wieder im Ballbesitz", singt HSV-Ikone Lotto King Karl in einem seiner Hits. Das hatte sich sein Team zu Herzen genommen, denn in dieser Statistik liegt der HSV auf Champions-League-Kurs. Nur der FC Bayern hat nach der Hinrunde mehr Ballbesitz vorzuweisen als der HSV. 56 Prozent der Gesamtspielzeit waren die Hamburger am Kunstleder und damit theoretisch in der Lage, dem Gegner ihr Spiel aufzuzwängen - an der Praxis hat es allerdings des Öfteren gehapert.

"Wer die Zweikämpfe gewinnt, gewinnt auch das Spiel" - ein gern zitierter Satz im Fußball-Business. Doch das scheint aus HSV-Sicht leider ein Trugschluss zu sein. Denn die Hamburger gewannen knapp 51 Prozent ihrer Zweikämpfe und sind in dieser Statistik der fünftbeste Bundesliga-Klub.

"Die sollen von der Bank nicht immer so tun, als ob jemand getötet wurde", sagte Ex-HSV-Trainer Bruno Labbadia einst, als sich der Gegner über die zu harte Gangweise seines Teams beschwerte. Der HSV der aktuellen Saison ist dagegen eher zahm besaitet: Kein einziger Platzverweis und nur 1,5 Gelbe Karten pro Partie sprechen entweder für mangelnden Einsatz oder absolute Beherrschtheit auf dem Platz - Auslegungssache. Ein Blick auf die Foul-Statistik bestätigt diesen Eindruck: Mit 228 begangenen Regelverstößen ist der HSV die zweitfairste Mannschaft, dagegen wurden die Akteure der Rothosen bisher 285-mal gelegt - der dritthöchste Wert aller Bundesliga-Klubs.

"Willst du den HSV oben sehen, musst du die Tabelle drehen" - das gilt zumindest für die Tabelle der ersten Halbzeit. In diesem Punkt spricht die Statistik eine deutliche Sprache: Der HSV ist die Schlafmütze der Liga. Wäre nach den ersten 45 Minuten Schluss, ständen die Rauten-Kicker mit nur 14 Punkten am Tabellenende.

So interessant und hinweisgebend Statistiken auch sein können, die Ursache für das enttäuschende Abschneiden in der Hinrunde ist in den puren Zahlen kaum zu finden. Doch Trainer Armin Veh meint das Hauptproblem seines Teams ohnehin da ausgemacht zu haben, wo Statistiken nicht weiterhelfen: "Uns fehlt manchmal die gewisse Mentalität. Wir haben keinen Chef auf dem Platz."