Sportchef steht vor einer entscheidenden Rückrunde

Hamburg. Nach nur einem halben Jahr im Amt bleibt es ungewiss, ob Bastian Reinhardt auch in der kommenden Saison alleinverantwortlicher Sportchef bleiben darf. Im Abendblatt sprach Reinhardt über die Rückrunde des HSV.

Abendblatt:

Herr Reinhardt, haben Sie sich für das neue Jahr etwas Besonderes vorgenommen?

Bastian Reinhardt:

Ich habe mir fest vorgenommen, ein bisschen mehr Sport zu machen. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob ich den Vorsatz auch wirklich einhalten kann.

Und welche guten Vorsätze sollte Ihre Mannschaft in der Rückrunde unbedingt einhalten?

Reinhardt:

Wir wollen erfolgreicher spielen. Um Platz fünf wird es am Saisonende ein Hauen und Stechen geben - da wollen wir dabei sein.

Der HSV steht auf Platz neun, fünf Punkte hinter einem Europa-League-Platz. Kann das Ziel wirklich noch die Qualifikation für den internationalen Wettbewerb sein?

Reinhardt:

Das muss unser Ziel sein. Natürlich wird es sehr schwer und die Konkurrenz ist groß. Wir haben nach der schwachen Hinrunde keine gute Ausgangslage, aber dafür müssen wir eben aus dem Windschatten kommen.

Wie wichtig wäre Platz fünf für die klamme Klubkasse?

Reinhardt:

Sehr wichtig, da müssen wir gar nicht lange rumdiskutieren.

Der HSV muss in der kommenden Saison 14 Millionen Euro Transferverbindlichkeiten ausgleichen. Müssen Sie im Sommer Spieler verkaufen?

Reinhardt:

Ich will die genauen Summen nicht mehr kommentieren, darüber wurde ja schon mehr als genug gesprochen. Aber unabhängig von irgendwelchen Zahlen ist klar, dass uns im Sommer ein Umbruch bevorsteht.

Ist so ein Umbruch die erste richtige Nagelprobe für Sie als neuer Sportchef?

Reinhardt:

Das kann man so sehen. Ich habe immer betont, dass wir vor großen Herausforderungen im kommenden Sommer stehen, die besonders für mich eine Menge Arbeit bedeuten. Aber ich freue mich richtig darauf. Für mich ist das eine echte Herausforderung. Die Rahmenbedingungen waren sicherlich schon mal günstiger, aber gerade deswegen ist meine Aufgabe umso reizvoller.

Waren Sie überrascht, als Trainer Armin Veh kurz vor Weihnachten eine gewisse Amtsmüdigkeit erkennen ließ?

Reinhardt:

Ich war ein wenig verwundert, aber ich habe schon zuvor gemerkt, dass ihn die Hinrunde geschlaucht hat. Das ging mir ähnlich. Wir sind ja auch alle nur Menschen.

Kann die offiziell abgehakte Trainerdiskussion noch zum Problem werden?

Reinhardt:

Wenn die Ergebnisse nicht stimmen, dann gibt es natürlich Unruhe. So ist das doch immer.

Von welchen Spielern erwarten Sie sich in der Rückrunde eine Überraschung?

Reinhardt:

Gerade von unseren zuletzt verletzten Spielern erhoffe ich mir eine echte Verstärkung. Marcell Jansen hat uns in der Hinrunde beispielsweise sehr gefehlt. Gespannt bin ich auch auf Gojko Kacar, den viele in Hamburg ja schon abgehakt haben. Das geht mir in Hamburg häufig viel zu schnell. Der Junge hat großes Potenzial.

Gibt es trotz der enttäuschenden Leistung einen Gewinner der Hinrunde?

Reinhardt:

Ganz klar Jonathan Pitroipa. Bei vielen Trainern hat er nicht die erste Geige gespielt, aber Armin Veh setzt auf ihn. Und dieses Vertrauen hat Jonathan in der Hinrunde zurückgezahlt. Er kann unglaubliche Dinge mit dem Ball machen, muss allerdings noch an seinem Abschluss arbeiten.

Letzte Frage: Wer wird Meister?

Reinhardt:

Borussia Dortmund wird sich die Meisterschaft nicht mehr nehmen lassen. Die Mannschaft wirkt so gefestigt, dass sie auch zu erwartende Rückschläge verkraften kann.