Sind Sie in diesem Januar auch wieder ein Hoffnungs-Träger? Tragen Sie erneut jene Hoffnung in sich, die Sie auch schon vor einem Jahr hatten, und im Januar davor und davor? Hoffen Sie immer noch darauf, dass der HSV ganz gewaltig kommt und die Tabelle von hinten aufrollt? Sie wären, wenn Sie sich dazu bekennen würden, ja nicht allein. Seit Jahrzehnten wird in Hamburg gehofft, das hat schon Tradition. Neues Spiel, neues Glück - bis zur ersten Rückrunden-Partie sagen die HSV-Fans immer voller Optimismus: "Wir kommen noch, und zwar ganz gewaltig."

Die simple Begründung für dieses jährlich wiederkehrende kollektive Hoffen: "Die Mannschaft ist ja viel besser als der Tabellenstand, hat doch wesentlich mehr Qualität als bislang gezeigt, die vielen Verletzten haben den HSV nur vorübergehend aus der Spur geworfen, und, und, und." Das ist die Nahrung für Träume und Fantasien.

Das ist auch 2011 nicht anders. "Du weißt im Fußball ja nie, was wirklich passiert", hat einst HSV-Profi Collin Benjamin gesagt. Und: "Das ist zwar eine Phrase, aber sie stimmt." Und weil das so ist, hoffe ich auch diesmal mit. Das hat kaum etwas mit Realitätssinn zu tun, aber was soll ich machen? Vor dem Spiel auf Schalke träume ich davon, dass sich diese HSV-Profis endlich einmal alle einig werden. Und dass sie sich sagen: "So darf es ganz einfach nicht mehr weitergehen." Damit wäre immerhin schon mal ein Anfang gemacht.

Was neben der Selbstkritik noch hinzukommen müsste: Neid, Missgunst, Arroganz, Stargehabe und Egoismus ab in die Rumpelkammer - sofort. Dazu müsste endlich in jedem die Erkenntnis reifen: Der Einzelne zählt nichts, nur gemeinsam sind wir stark. Und auch die Einstellung sollte jeder überprüfen: einen Schritt mehr in jedem Training, 90 Minuten Lauf- und Einsatzbereitschaft im Spiel, dazu Aggressivität, Kreativität, Mut, Wille, Verantwortungsbewusstsein. Und auch ein Trainer, der die Mannschaft mitreißt, dem es endlich gelingt, das vorhandene Potenzial zu wecken. Und der die Spieler so heiß macht, dass sie nur noch eines wollen: für die Raute in jedem Spiel bis an die Grenzen gehen.

Fromme Wünsche, begleitet von einem Mix aus Hoffnung und Traum. Wie jedes Jahr. Diesmal aber ist es ernster. Sehr viel Geld wurde im Volkspark verbrannt, doch geerntet wurde mehr und mehr Mittelmaß.

Sollte es diesem HSV nur halbwegs gelingen, die vielen Wünsche für 2011 in die Tat umzusetzen, dann müsste in Hamburg allerdings nicht mehr nur gehofft und geträumt werden. Es gibt viel zu tun, packt es an, packt es endlich an!

Die Kolumne "Matz ab" finden Sie im Internet unter www.abendblatt.de/matzab