Fünf Monate mögen für einen Verein, der 124 Jahre alt wird, in der Gesamtschau eine flüchtige Episode sein. Es könnten jedoch genau diese nächsten fünf Monate bis zum Saisonende werden, die später einmal als existenziell bedeutende in die Geschichte des HSV eingehen. 20 Personalentscheidungen stehen in den nächsten Wochen an und damit zentrale Richtungsentscheidungen. Sollen Hoffmann und Kraus den Verein über 2011 hinaus führen - was sie bis 2009 respektabel taten -, wer wird Sportchef, wer Trainer, welche Spielerverträge werden verlängert, wie hält es der Verein mit dem Nachwuchs, wie sieht das Leitbild des HSV für die kommenden Jahre aus?

Fünf Monate sind dafür eine kurze Zeit, und bei einem Aufsichtsrat, der sich in seiner neuen Zusammensetzung inhaltlich zu blockieren droht, eine möglicherweise zu kurze. Eineinhalb verschenkte Jahre liegen hinter dem HSV, dessen wirtschaftliche und sportliche Substanz ausgereizt ist. Bedrohlich verfallen ist der Buchwert der Mannschaft. Allein noch Elia und Aogo dürften bei Transfers nennenswerte Millionenbeträge erlösen. Die Integration der Talente blieb aus, zehn derzeit verliehene Spieler dokumentieren, dass es an einem mittelfristigen sportlichen Konzept mangelt, ebenso an den Personen, die eins haben. Die Kürze der Zeit bietet durch den Zwang zur Einigung aber die alternativlose Chance, zielorientiert zu diskutieren. Hoffmann ist mit dem Eingeständnis, Fehler gemacht zu haben, auf den Aufsichtsrat und seine Gegner zugegangen. Geht es jetzt allen nur um den HSV, muss sich niemand um die Zukunft des Vereins sorgen.