Hamburg steht glänzend da. Egal, wohin man schaut, an jeder Ecke findet sich eine opulente Glasfassade, die die Sonnenstrahlen reflektiert. Auch die charakteristischen, historischen Backsteinfassaden der Hansestadt strahlen - jedoch Wärme von innen heraus; sie haben oftmals ein Problem mit der Dämmung.

Wenn man eine Reihe Bäume davorpflanzt: Ist das dann schon grüne Stadtentwicklung? Wohl kaum. Ein grüner Anstrich ist nicht alles, auch wenn es spannende Forschungsprojekte dazu gibt, wie man Fassaden in der Senkrechten begrünen kann, um Schall und Emissionen zu schlucken, eine biologische Klimaanlage zu erzeugen und gleichzeitig Insekten Nahrung zu bieten.

Spinnerei, mögen viele denken. Und überhaupt, grüne Stadtentwicklung - mit den ganzen Einschränkungen, den Energiestandards und Abgasnormen kann das doch irgendwann nur noch "statt Entwicklung" heißen! Dass dem nicht so ist, hat Hamburg bereits bewiesen und nicht zuletzt dadurch den Titel Green Capital verliehen bekommen.

Das zweite Extrajournal des Abendblatts zur Europäischen Umwelthauptstadt 2011 beleuchtet das Schwerpunktthema Stadtentwicklung. Mit Blicken von außen auf Hamburg, aber auch von Hamburg auf grüne Stadtplanung in aller Welt wird nicht nur der Ist-Zustand der hanseatischen Stadtplanung dokumentiert, sondern auch der Weg skizziert, den Hamburg auf diesem Gebiet gehen will. Oder sogar gehen muss: Längst ist der grüne Leitfaden nicht mehr aus der Entwicklung unserer Stadt wegzudenken.

Ein anderer Titel hat das schon länger gezeigt: Heißt die Umweltbehörde der Hansestadt Hamburg doch genau genommen Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt. Zwei Aspekte, die nicht immer reibungslos zu vereinen waren und sind, nicht einmal in Vorzeigeprojekten wie der HafenCity. Und die doch bewusst in ihrer Kombination, von einer klugen Hand angeleitet, der Entwicklung Hamburgs nur guttun können.

Eine nachhaltige, umweltbewusste Stadtplanung ist das A und O für eine zukunftsfähige Stadt. Darin sind sich Fachleute einig. Was viele Bürger schon längst im Kleinen vorleben - eine nachhaltige Bauweise etwa mit ausreichend Grünraum oder energiesparendes Verhalten - muss auch bei Großprojekten zukünftig mehr bedacht werden.

Doch auch da wird vieles davon abhängen, was die Hamburger von ihrer Stadt einfordern - und wie sie Angebote annehmen. So bietet beispielsweise das gut ausgebaute, engmaschige Nahverkehrsnetz die besten Voraussetzungen, um im Stadtbereich auf das Auto zu verzichten. Werden kommende Attraktionen oder Veranstaltungsorte jedoch schlecht angebunden, oder will die Mehrzahl der künftigen Elbphilharmonie-Besucher, U-Bahn- und Busanbindung zum Trotz, unbedingt mit dem Auto in die HafenCity fahren, dann führt das zwangsläufig in eine Sackgasse. Nur gemeinsam funktioniert es.

Hamburgs grün-blaue Lunge, der hohe Anteil an Grün- und Wasserflächen, ist ein wichtiger Standortfaktor, der die Attraktivität der Stadt ausmacht. Er muss zwingend erhalten, wenn nicht sogar ausgebaut werden. Aber: Der Titel lautet auch Umwelt haupt stadt, nicht Europas grünstes Dorf. Eine wirtschaftsorientierte Entwicklung wird es hier immer geben. Eine kluge Stadtentwicklung wird es schaffen, alles maßvoll miteinander zu verbinden.

Die nächste Ausgabe des Abendblatt-Extras "Umwelthauptstadt 2011" erscheint am 14. April 2011 mit dem Schwerpunktthema Energie und Klimaschutz.