Sie pflanzt Blumen auf Brachen und baut neuerdings auch Obst und Gemüse an

Hamburg. Im Schutze der Dunkelheit streifen sie durch Städte, schmeißen Samenbomben auf öde Brachflächen, setzen auf Verkehrsinseln Blumenzwiebeln, pflanzen Vergissmeinnicht und Stiefmütterchen ins "Straßenbegleitgrün". Rund um den Erdball greifen engagierte Bürger zu Schaufel und Hacke, um ihre städtische Umgebung zu verschönern.

Die ersten illegalen Stadtbegrünungen gab es in den 1970er-Jahren in New York. Doch erst in diesem Jahrtausend begann das "Guerilla Gardening" weltweit zu sprießen. Den Anstoß hatte der Brite Richard Reynolds gegeben, der seine Heimatstadt London verschönerte und den Stadtgärtnern dieser Welt im Internet eine Plattform schuf.

Unter www.guerillagardening.org berichten die Gartenpiraten von ihren Aktionen. So legte Ava in einem Bürgersteig in San Diego (Kalifornien) auf einer Erdfläche, in der einmal ein Baum wuchs, ein Sukkulentengärtchen an. Als der Bürgersteig erneuert werden sollte, fürchtete sie um ihr illegales Kleinod. Doch plötzlich war es durch einen Absperrstreifen geschützt, und nach der Sanierung hatte sich das Beet flächenmäßig verdoppelt - Ava nahm die Einladung der Stadt an und bepflanzte auch den neuen Teil.

Ein kleiner Platz in der rumänischen Hauptstadt Bukarest erhielt Grassoden und Blumen, Kinder in Lund (Schweden) verzierten ihren Spielplatz, in Brisbane legte Nisaba einen Minigarten in einem alten Autoreifen an. Auch in Hamburg ist inzwischen eine grüne Stadtguerilla aktiv. Die wilde Pflanzerei ist zwar verboten, aber meist drücken die Behörden ein Auge zu - erledigen die engagierten Bürger doch Arbeiten, die die Grünämter aus Kostengründen nicht leisten können. Bäume pflanzen ist allerdings verboten.

Der spannendste Trend kommt wieder aus US-Großstädten: In New York, Chicago, Detroit pflanzten die Guerilleros Obst und Gemüse, um damit den Armen kostenlose Lebensmittel zu verschaffen, und nannten dies "Urban Farming". Auch diese Bewegung keimt jetzt in Deutschland, mit Schwerpunkt Berlin.