Das modernste Abwassersystem erproben 2000 Hamburger

Noch steht nicht fest, wann die ersten Handwerker auf dem 35 Hektar großen Gelände der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne in Jenfeld anrücken, um hier ein neues Quartier mit 770 Wohnungen zu bauen. Eines allerdings ist schon gewiss: Die rund 2000 Hamburger, die hier ein neues Zuhause finden sollen, werden das modernste Abwassersystem der Stadt vorfinden.

Das für die Wasserver- und -entsorgung zuständige Unternehmen Hamburg Wasser will sein innovatives Schmutzwasserkonzept "Hamburg-Water-Cycle" hier einer ersten Bewährungsprobe unterziehen. Gleichzeitig ist "Neues Wohnen in Jenfeld" Referenzprojekt der Internationalen Bauausstellung (IBA) Hamburg für einen Stadtteil, in dem Wasser im Ortsbild eine zentrale Rolle spielt.

In Jenfeld setzt man auf eine strikte Trennung der verschiedenen Abwässer vor Ort, um sie effizienter nutzen zu können. So fließt das Regenwasser nicht einfach in das Sielsystem, sondern speist Gräben, Mulden und einen Teich. Hier kann es einerseits versickern und zur Grundwasserbildung beitragen, andererseits verdunsten und damit das Mikroklima verbessern. Das wiederum führt zu einer besseren Wohnqualität, versichert Hamburg Wasser.

Auch mit den Haushaltsabwässern will man anders als üblich verfahren. Konventionell werden Schmutzwasser und häufig auch Regenwasser in ein Klärwerk geleitet, in Hamburg in den zentralen Klärwerksverbund Köhlbrandhöft/Dradenau. In drei Vierteln des unterirdischen Kanalsystems werden Schmutz- und Regenwasser getrennt geführt; im restlichen Viertel werden sie vermischt.

In Jenfeld sollen nicht nur Regenwasser und Haushaltsabwässer getrennt werden, auch beim Umgang mit dem Schmutzwasser geht man differenziert vor: Das sogenannte Schwarzwasser aus dem Toilettenwasser mit seinen Schad- und Wertstoffen wird nicht mit dem weniger belasteten (Waschmaschinen-, Badewasser und ähnliche Abwässer) vermischt, sondern konzentriert verwertet.

Da jeder Haushalt mit einer Vakuumtoilette ausgestattet wird, werden pro Spülvorgang nur 0,3 Liter Wasser benötigt. Die hausnahen Tanks, in denen das Schwarzwasser gesammelt wird, sind dementsprechend klein. Sie werden in mehrwöchigen Takten durch Tankwagen geleert und der Inhalt in eine zentrale Biogasanlage transportiert. "Eine Geruchsbelästigung wird es dabei nicht geben", versichert Carsten Roth, Sprecher von Hamburg Wasser.

Die Energieausbeute dieser Biogasanlage wird größer sein als die Klärschlammfaulung in einer konventionellen Kläranlage. Mit dem gewonnenen Biogas wird im quartierseigenen Heizkraftwerk Wärme und Strom für den neuen Stadtteil erzeugt.