Der schwedische Bestseller-Autor Henning Mankell hat die Drehbuchideen zu dem “Tatort - Borowski und der vierte Mann“ geliefert

In der Tierfalle, sowieso verboten, steckt ein menschlicher Fuß. Den Tisch ziert ein menschlicher Schädel. Und dann sind da noch die jungen Herrschaften im noblen Jagdhaus, die ihre eigene Art von Jagd veranstalten: Unten im Keller knurrt schon der Bär, den sie schön stilecht mit Armbrust erlegen wollen. Vieles deutet also zunächst darauf hin, dass militante Tierschützer hinter den Verbrechen stecken. Doch Kommissar Borowski findet heraus, dass genau diese Jagdgesellschaft, zu der das erste Opfer gehört, etwas zu verbergen hat. Zu schlechter Letzt gibt es da noch einen sehr verdächtigen einbeinigen Tierpfleger.

So richtig festlich geht es also nicht zu, wenn die ARD am zweiten Weihnachtsfeiertag zu seinem neuesten Kieler "Tatort" bittet und dort in der beschaulichen schleswig-holsteinischen Landschaft lauter sauber abgetrennte Leichenteile herumliegen: "Borowski und der vierte Mann" wurde unter der Regie von Claudia Garde gedreht. Kein Wunder, wenn man sieht, wer hier Ideengeber war: Schwedens Erfolgsautor Henning Mankell.

Dessen Spezialität waren schon in seinen Kurt-Wallander-Romanen ein paar ausgepichte, mit einem Hauch Sadismus zelebrierte Grausamkeiten. Borowski-Darsteller Axel Milberg hatte schon vor Jahren die Idee, den Autor einmal als "Tatort"-Autor zu gewinnen.

2004 hatten sich der Schauspieler und der Schriftsteller kennengelernt, vor drei Jahren auf einer Lesereise eine ganze Woche zusammen verbracht. "Ich hab versucht, Mankell zu locken, indem ich ihm von Kiel, von der Ähnlichkeit mit Schweden und den Problemen mit Immigranten in einer Hafenstadt erzählte. Aber es hat dann noch etwas gedauert, bis es zur Zusammenarbeit kam", erzählt Axel Milberg. Schließlich sagte der Schwede zu. "Wir alle beim NDR waren von dieser Idee spontan begeistert", erinnert sich Thomas Schreiber, Leiter des Programmbereichs Fiktion und Unterhaltung. Zu einem eigenen Drehbuch reichte es allerdings beim viel beschäftigten Autor nicht, der neben allem anderen auch noch in Afrika Theaterleiter ist.

Zwei Erzählungen lagen schließlich vor, Daniel Nocke schrieb schon Mal das erste Drehbuch. Die im Winter spielende und mit seiner Schneelandschaft an Schweden erinnernde Geschichte hat ein paar schockierende Details und überraschende Wendungen, typisch für Mankell. "Für mich ist die Welt kein Schlachthof, aber sie steckt voller Gewalt. Die Wirklichkeit ist immer schlimmer als das, was man sich ausdenken könnte. Kindersoldaten in Afrika zum Beispiel, deren Gewalttaten sind fast unvorstellbar", erklärt der 62 Jahre alte Schriftsteller. Weil es diese Gewalt in der Realität gibt, benutze er sie in seinen Romanen.

Ein zweiter Borowski-"Tatort" mit Mankell-Stempel entsteht im Mai, "Borowski und der coole Hund". Zuvor wird allerdings noch ein Mankell-freier Borowski gedreht: "Borowski und die Frau am Fenster." Dabei werden sich drei jüngere Damen um die Position einer Kommissaranwärterin bewerben, und eine gewinnt: Sibel Kekilli ("Gegen die Wand"). Sie wird in den Borowski-Filmen die neue "Frau an seiner Seite" sein.

Maren Eggert als Polizeipsychologin Frieda Jung ist schon diesmal nicht mehr dabei, auch wenn sie irgendwie immer noch durch den Kieler "Tatort" geistert. Aber Borowski bleibt Borowski, maulfaul, abwartend, eher störrisch. Das gibt den Kieler "Tatort"-Fällen das Besondere. "Dieser 'Tatort' ist Milberg und Milberg der 'Tatort'", sagt Schreiber. Was die Kiel-Krimis im übrigen unverwechselbar macht: "Das Schleswig-Holsteinische. Die psychologische Ausrichtung der Fälle. Und es sind "leise" Krimis, mitunter beinahe Kammerspiele. Wie Axel Milberg selbst ein "leiser" Darsteller ist."

Auf Henning Mankell hat er jedenfalls als Typ sehr inspirierend gewirkt. Nicht nur, dass der Autor mit dem Ergebnis des ersten Films nach seinen Motiven hochzufrieden war. Er hat sich auch schon bereit erklärt, weitere Stoffe rund um Kommissar Klaus Borowski zu liefern.

Tatort - Borowski und der vierte Mann So 26.12., 20.15 Uhr ARD