Vier Klassiker im Dezember-Spielplan der Staatsoper

Weihnachtszeit ist Opernzeit! Wer wüsste das besser als Herr Hänsel und Fräulein Gretel, die jeden Dezember aufs Neue ihren sonst so geruhsamen Jahresurlaub im Opernfundus ganz unsanft unterbrechen müssen, um sich wieder einmal im dunklen Wald mit der bösen Knusperhexe zu verirren. Man möchte zwar meinen, dass die beiden aufgeweckten Jugendlichen die fiesen Tricks der älteren Dame mit ihrem allzu knusprigen Knusperhäuschen längst durchschaut haben. Haben sie natürlich auch - Märchenkinder sind ja schließlich nicht blöd!

Aber weil andernfalls Heerscharen von kleinen, großen und ganz großen Kindern furchtbar traurig wären und weil Engelbert Humperdincks bezaubernder Märchenopernklassiker einfach zur Adventszeit gehört wie Kerzen, Nikoläuse und Lebkuchen, haben sich die beiden auch dieses Jahr wieder breitschlagen lassen: Gleich dreimal werden sie sich im Dezember ins Hexenabenteuer stürzen - mal sehen, wer diesmal gewinnt!

Die Vorweihnachtszeit wäre indes nur halb so schön ohne einen zweiten Klassiker des Hamburger Spielplans, der schon seit Beginn der Achtzigerjahre nicht nur Kinderherzen höher schlagen lässt: Achim Freyers kongeniale Inszenierung von Mozarts "Zauberflöte", seinerzeit eine Revolution, heute längst ein Klassiker der Opernregie, kehrt auch in diesem Jahr für vier Aufführungen in den Dezember-Spielplan zurück. Dann kann man wieder bewundern, wie die überlebensgroße Königin der Nacht buchstäblich Himmel und Hölle in Bewegung setzt, um den mächtigen Oberfreimaurer Sarastro zu besiegen. Und wer einmal miterlebt hat, wie dessen gütige Riesenhand die von ihrer Mutter verstoßene Pamina auffängt und ihr den Weg zum Glück mit dem geliebten Prinzen Tamino weist, wird diese bilderstarke Aufführung nicht so schnell vergessen.

Wer es etwas weniger märchenhaft mag, ist bei dem dritten Repertoire-Klassiker dieses Jahresendopernfestivals bestens aufgehoben: Giuseppe Verdis anrührende "La Traviata" gehört, wie die "Zauberflöte", auch außerhalb der Weihnachtszeit zu den beliebtesten und meistgespielten Musiktheaterwerken auf der ganzen Welt. In Folke Abenius' altersloser Inszenierung schlüpft diesmal Ha Young Lee, Sopranistin und Ensemble-Liebling, in die Rolle der traurigen Kameliendame, der gesellschaftliche Schranken und die Schwindsucht die Erfüllung ihres Liebesglücks verweigern.

Nach so viel Herzeleid bedarf es dann entschieden der Aufheiterung durch eine herzhafte Operette! Fünfmal ist Hans Hollmans maritime "Fledermaus" auf dem Luxusdampfer im Dezember zu erleben. Und als Oberkapitän des ziemlich ausgebuchten Bordgefängnisses gibt sich kein Geringerer als der Schauspieler Gustav Peter Wöhler die Ehre.

Hänsel und Gretel 8.12., 12 Uhr, 11.12., 19 Uhr, 20.12., 18 Uhr

La Traviata 15.12., 19 Uhr, 19.12., 18 Uhr

Die Zauberflöte 2., 9., 16., 30.12., jeweils 19 Uhr

Die Fledermaus 14., 17., 21., 25., 29.12., jeweils 19 Uhr

Karten unter T. 35 68 68