Die Musikhochschule bringt Pauline Viardots Märchenoper auf die Bühne

Pauline Viardot? Wer ist Pauline Viardot? Googelt man die Frage, landet man alsbald auf der Website: "MUGI - Musik und Gender im Internet" der Hochschule für Musik und Theater. In einem umfassenden Online-Lexikon werden hier Leben und Werk zahlloser von der Musikgeschichtsschreibung bis dato meist vernachlässigter Frauen dokumentiert. Dass diese multimediale Forschungsplattform heute im Netz steht, ist das Verdienst von Beatrix Borchard. Fanny Hensel, Clara Schumann und nun Pauline Viardot, die Professorin für Musikwissenschaft Beatrix Borchard hat die Biografien großer Musikerinnen zu ihrem Thema gemacht.

Borchard geht ihre Themen gerne praktisch und fächerübergreifend an. So flossen die Ergebnisse ihrer Forschungen 2006 direkt in die Inszenierung von "Alkestis Komplex" ein und 2008 in die Uraufführung von "Medea" - beides mit dem Regisseur Dominik Neuner und der Germanistin Bettina Knauer. Auch das Projekt des neuen interdisziplinären Querschnittsdekanats ist von Borchards Arbeit inspiriert: Mit "Cendrillon" bringt das Dekanat zwölf nun eine Oper der seinerzeit berühmten Sängerin, Komponistin und Lehrerin Pauline Viardot in der Regie von Ralf Enger auf die Bühne des Forums.

Pauline Viardot-Garcia wurde 1821 in Paris in eine hoch musikalische Familie geboren. Ihr Vater war der spanische Tenor Manuel del Pópulo Vicente García, ihre Schwester die berühmte Sängerin Maria Malibran. Pauline glänzte gleichermaßen als Pianistin, Sängerin und als fließend fünf Sprachen sprechende Frau von Geist, die die Großen der Musik- und Kunstwelt in ihrem Salon zu Gast hatte: Ihren Klavierlehrer Franz Liszt; dessen Schwiegersohn Richard Wagner; Camille Saint-Saens, der ihr eine Oper widmete; Johannes Brahms, dessen Alt-Rhapsodie sie uraufführte, oder Literaten wie Theodor Storm und Ivan Turgenjew, der gut vier Jahrzehnte in einer ménage à trois mit dem Ehepaar Viardot lebte.

Turgenjew war es auch, der die Libretti zu Viardots ersten Kammeropern lieferte. Erst nach dem Tod ihres Textdichters und mutmaßlichen Geliebten 1883 dichtete die Komponistin selbst. Die Adaption des alten Märchens vom Aschenputtel, das sich zur schönen Prinzessin mausert, stammt aus ihrer Feder. Uraufgeführt wurde die Kammeroper für sieben Sänger aber erst 1904, da war die Komponistin bereits 83 Jahre alt. Ein Kritiker beschrieb "Cendrillon" als "Nacherzählung mit gallischem Witz, italienischem Belcanto und einer Lebhaftigkeit, die ganz ihr (Viardots) eigen ist."

Cendrillon Premiere 16.12., 19.30. Weitere Vorstellungen: 17. und 18.12., jeweils 19.30 Uhr, 31.12., 20 Uhr. Karten unter T. 45 33 26