Der NDR-Chor besingt die “Verwandlung“

Wenn der Name Frank Martin fällt, bekommen viele Chormenschen glänzende Augen und geraten schnell ins Schwärmen. Und zwar vollkommen zu Recht - denn der Schweizer Komponist hat ein paar echte Meisterwerke geschaffen, die einen schon beim ersten Hören unwiderstehlich in ihren Bann ziehen. Das bekannteste ist seine 1926 entstandene, aber erst 1963 erstmals aufgeführte doppelchörige Messe: Wie Martin - der Sohn eines calvinistischen Pfarrers - den uralten Text mit sensiblem Sprachverständnis neu beleuchtet und dabei Akkorde von herber Schönheit schichtet, ist anrührend und herrlich zugleich: Eine reizvolle Kombination aus Sinnlichkeit und Strenge, aus traditionellen und modernen Elementen.

Martins Messe verbindet Alt und Neu - und steht deshalb nicht zufällig im Zentrum des Programms "Verwandlung", mit dem der NDR-Chor und sein Leiter Philipp Ahmann historische Brücken schlagen: Sie reichen etwa von Bachs Motette "Fürchte dich nicht" zum gleichnamigen Stück des schwedischen Zeitgenossen Sven-David Sandström, der denselben Text in der Musiksprache des 21. Jahrhunderts vertont - und sich dabei als genauer Kenner des Chorklangs und seiner ganz eigenen Farbpalette erweist. Das tut Sandström auch in seiner Purcell-Bearbeitung "Hear my Prayer": Der Klassiker des modernen Chorrepertoires verdichtet die Aussage des barocken Vorbilds mit schmerzlicher Intensität. Noch größer ist die Zeitspanne, die der Komponist Michael Langemann überwindet: Sein Stück "Tristitia obsedit me" - ein Auftragswerk des NDR - wurde von einer Motette des Renaissancekomponisten Claude le Jeune inspiriert.

Verwandlung 25.11., 20 Uhr, St. Johannis-Harvestehude