Das Hochschulorchester hebt Werke von Fré Focke aus der Taufe

Dass ein Komponist posthum zu seinem 100. Geburtstag noch mit zwei Uraufführungen geehrt wird, ist gewiss ein Kuriosum im eiligen Musikbetrieb. Das Orchester der Hochschule für Musik und Theater macht dies nun möglich: Zu Ehren des 100. von Fré Focke, ehemaliger Dozent der Hochschule, werden dessen Ouvertüre (1960) und sein Concertino für Klavier und Orchester (1957) erstmals erklingen.

Der 1910 in Amsterdam geborene Focke scheint ein recht bewegtes Leben geführt zu haben: Über eine Station in Berlin zog es ihn 1941 nach Wien, wo er bei Anton Webern studierte. Nach dem Krieg arbeitet Focke zuerst in Schweden als Pianist und Privatlehrer, bevor er 1946 auf Einladung von Claudio Arrau nach Chile auswanderte und dort die nächsten zehn Jahre am Aufbau einer Szene für zeitgenössische Musik mitwirkte. Von 1957 bis 1965 lehrte Focke dann in Hamburg als Dozent an der Hamburger Musikhochschule. Zu den Studenten seiner Opernklasse zählten Judith Beckmann, Ivan Rebroff oder Erna Berger.

Seinen Lebensabend verbrachte Focke ab 1970 im nordholländischen Künstlerdorf Bergen, wo er sich als "Phonosoph" dem Nachdenken über Musik widmete. "Stille und Stimme" heißt das Buch, in dem er seine Musikanschauung festgehalten hat. Es zeigt ihn als wenig akademischen, eher naturphilosophisch inspirierten Denker über Fragen der Musik und des Musikmachens: "Jeder Ton ist Schwingung des Natürlichen. (...) Start aus dem Impuls des ewigen Fließens. Ihn führen von Bewegung zu Bewegung. Jeder Ton ist ein Durchgangston, Medium. Medium zwischen Traum und Realität. Schöpfung und Wiedergabe vereinen sich."

Darüber hinaus hat der Komponist Fré Focke drei Opern, drei große Sinfonien, sechs Sinfoniettas sowie zahlreiche Lieder und mehrere Klavierkonzerte hinterlassen.

Zu Fockes rundem Ehrentag hat der Leiter des Hochschulorchesters René Gulikers, der regelmäßig auch an Fré Fockes alter Wirkungsstätte in Santiago de Chile gastiert, nun ein Programm zusammengestellt, das Focke, seinen Lehrer Anton Webern und einen weiteren Jubilar des Jahres 2010 vereint: Gustav Mahler. Neben Fockes Ouvertüre und Konzert (Solistin Katerina Moskalewa, Klavier) werden Weberns Passacaglia op. 1 und Mahlers Vierte Symphonie (Solistin Nora Friedrichs) zu hören sein. Im Rahmenprogramm stellt Fockes Witwe, Wenda Focke, die Biografie ihres Mannes vor.

Orchesterkonzert 18.11., 20 Uhr. Eintritt frei