Sonya Yoncheva beim “Podium der Jungen“

Sie bewegt sich so unbefangen auf der Bühne, als wären nicht Kameras, Mikrofone, tausend Augen auf sie gerichtet. Ihr Körper erzählt mit, wovon sie singt, mal erotisch-kokett und mal dramatisch - und immer glaubwürdig.

So rar Spitzentenöre sind, so reichlich ist das Angebot an hervorragenden jungen Sopranistinnen. Deshalb kennt kaum jemand in der breiten Öffentlichkeit die Bulgarin Sonya Yoncheva - höchste Zeit, dass sie in der frisch renovierten NDR-Reihe "Podium der Jungen" genau das bekommt: Ein Podium eben, um ihre hinreißende Ausstrahlung, ihre bewegliche, warm timbrierte und fein nuancierte Stimme, ihre Stilsicherheit durch die Epochen, ihre beeindruckende Technik und was der Sängertugenden mehr sind, dem Hamburger Publikum bei einem Liederabend im Rolf-Liebermann-Studio vorführen.

Yoncheva, begleitet von dem spanischen Pianisten Guillermo García Calvo, springt für die Südafrikanerin Pretty Yende ein, die ihren Auftritt in der Reihe abgesagt hat. Von Lückenbüßertum kann aber keine Rede sein. Mit nicht einmal 30 Jahren ist Yoncheva eine gestandene Interpretin. Geadelt von dem Grandseigneur der französischen Barockszene William Christie, der sie 2007 in seine Kaderschmiede "Le Jardin des voix" im französischen Caen aufnahm, kann sie auf eine Reihe glanzvoller Produktionen zurückblicken, etwa als Poppea mit der französischen Dirigentin Emmanuelle Haïm bei dem legendären Festival von Glyndebourne.

Yoncheva gehört zu den Sängerinnen, die die Gesangsstile unterschiedlichster Epochen mit großer Natürlichkeit beherrschen. Ihr Hamburger Programm greift bis in die Moderne aus: Lieder des französischen Romantikers Ernest Chausson hat sie darauf gesetzt, von Sergej Rachmaninow und sogar von Benjamin Britten. Und nach der Pause zeigt sie sich Opern-, ja sogar als Opernsängerin in ihrem Element, gipfelnd in Franz Lehars Arie der Giuditta.

Podium der Jungen 13.12., 20 Uhr, Rolf-Liebermann-Studio. Karten unter T.0180/1787980