Sie kann auch glamourös: Die NDR-Reihe “Das Alte Werk“ bittet zur Galanacht

Mit den "Drei Tenören" fing alles an - damals, bei der Fußball-WM 1990, als sich Luciano Pavarotti, José Carreras und Placido Domingo zu einer vokalen Star Alliance zusammenschlossen. Ihr Auftritt war der Startschuss für zahlreiche Nachahmer, von den Vier und Fünf Tenören bis zu den "Ten Tenors" aus Australien. Keine dieser Truppen hat das Original je erreicht oder gar übertrumpft - doch nun droht eine echte Konkurrenz. Denn in der traditionsreichen NDR-Reihe "Das Alte Werk" ist ein Quartett am Start, in dem jeder einzelne zumindest deutlich höher singen kann als die großen Drei: Für die vier Stars in der "Nacht der Countertenöre" ist das gefürchtete C keine echte Hürde. Allerdings ist der Vergleich natürlich, zugegeben, ein bisschen geschummelt, weil sie alle ihre Spitzentöne nicht mit der Bruststimme, sondern im Falsett erreichen. Der Klang der Countertenöre hat einen besonderen Reiz und kommt vermutlich zumindest in die Nähe der historischen Kastraten. Sie wurden einst für ihre engelhafte Reinheit, maskuline Kraft und einen androgynen Sexappeal vergöttert, der sie zu vokalen Popstars ihrer Zeit machte.

Ganz so bekannt sind vier Sänger im "Alten Werk" (noch) nicht - trotzdem handelt es sich um spannende und ungewöhnliche Künstlerpersönlichkeiten mit einem teilweise sehr speziellen Charisma. Max Emanuel Cencic etwa sorgt nicht nur stimmlich für Furore, sondern pflegt sein Image als Paradiesvogel mit mitunter recht extravaganten Outfits. Sein katalanischer Kollege Xavier Sabata hat zunächst eine Schauspielausbildung abgeschlossen und Saxofon studiert, bevor er Sänger wurde und sich in die erste Riege der Alte-Musik-Sänger emporträllerte. Matthias Rexroth begann seine musikalische Karriere als erfolgreicher Oboist. Und Yuri Minenko hat Klavier und Dirigieren studiert, bevor er seine steile Gesangskarriere begann.

Bei ihrem gemeinsamen Auftritt in der "Nacht der Countertenöre" begeben sich die vier, begleitet vom Ensemble I Barocchisti unter Diego Fasolis, in das immense und streckenweise immer noch erstaunlich unbekannte Reich der barocken Oper. Das Programm mit Arien von Händel, Vivaldi und Gluck, darunter manche Rarität, passt sicher nicht so gut in ein Fußballstadion wie der massentaugliche Mix der legendären "Drei Tenöre" - aber vielleicht beginnt ja jetzt, 20 Jahre später, trotzdem eine neue Ära. Wer weiß.

Im ersten Konzert des neuen Jahres rückt die Reihe "Das alte Werk" dann Händels Concerti grossi in den Mittelpunkt, gespielt vom Ensemble "Al Ayre Espanol".

Die Nacht der Countertenöre 11.12., 20 Uhr, Laeiszhalle

Nächstes Konzert: Al Ayre Espanol 31.1., 20 Uhr, Laeiszhalle

Karten und Infos unter T. 0180/178 79 80 und im Internet unter www.ndrticketshop.de