Ernst Barlachs starke Frauenbilder im Behnhaus Drägerhaus

Auf Anregung des Lübecker Museumsdirektors Georg Heise schuf Ernst Barlach ab 1929 Entwürfe für einen Skulpturen-Zyklus, der in den Nischen der Westfassade der Lübecker Katharinenkirche seinen Platz finden sollte. Realisiert wurden schließlich bis 1933 nur drei Klinkerstatuen: "Frau im Wind", "Bettler" und "Singender Klosterschüler". Heise, der von den Nationalsozialisten entlassen wurde, versteckte die Skulpturen, die so gerettet wurden. Nach Kriegsende vollendete Gerhard Marcks den Zyklus.

In der Ausstellung "... das Kunstwerk dieser Erde - Barlachs Frauenbilder", die das Museum Behnhaus Drägerhaus zeigt, wird auch die Entstehungsgeschichte des Lübecker Frieses nachgezeichnet. Die "Frau im Wind" steht exemplarisch für das Spätwerk des großen expressionistischen Künstlers, dessen Frauendarstellungen einem enormen Wandel unterworfen waren.

Mit zahlreichen Zeichnungen, grafischen und plastischen Werken zeichnet die Ausstellung nach, wie stark sich Barlachs Frauenbild im Lauf von etwa drei Jahrzehnten verändert hat. Barlach stellte zum einen Frauen aus seinem persönlichen Umfeld dar, thematisierte aber zugleich die weibliche Rolle im gesellschaftlichen Leben. Er zeigte sie als Schwangere und Mutter, als Bettlerin und Heilige, als Hure und Madonna. Seine frühen, noch vom Jugendstil beeinflussten Darstellungen sind körperbetont, sinnlich und erotisch. Nach der Russlandreise 1906 wird die Formensprache reduziert. Die weiblichen Körper verschwinden unter nivellierender Kleidung, Details werden zurückgenommen, es geht nicht mehr um Individualität, sondern um Versinnbildlichung. Die Lübecker Ausstellung zeigt, dass Religiosität, menschliches Leid, aber auch Fremdheit und Distanz Motive sind, die Ernst Barlach in seinen Frauenbildnissen in enormer Vielfalt zum Ausdruck bringt.

... das Kunstwerk dieser Erde - Barlachs Frauenbilder 13.2.-29.5.2011, Museum Behnhaus Drägerhaus, Königstraße 9-11, 23552 Lübeck