mit Propst Johann Hinrich Claussen. Eine Hommage an die gute alte Harke

Einmal im Jahr würde ich gern allen zeigen, was eine Harke ist. Und zwar im Herbst. Früher war dies eine goldene Zeit. Die Tage wurden kürzer, die Lüfte würziger. Eine zarte Dämmerung legte sich über das Gemüt. Satte, müde Dankbarkeit kam auf.

Versonnen schaute das Auge in seliger Melancholie den Blättern zu. Wie sie sich ins Rote und Braune verfärbten. Wie sie schwer und schwerer wurden. Wie sie sich von ihren Ästen lösten, den Winden anvertrauten, schwebten, flogen, sanken und schließlich zu Boden fielen.

Das war eine schöne Zeit der Stille und des Staunens, des Trauerns und Träumens, in der man in großer Ruhe den Schöpfungskreislauf von Werden, Vergehen und Neuwerden bedenken konnte.

So war es. So ist es nicht mehr. Denn inzwischen ist der Herbst die Jahreszeit der Laubpuster und Laub-sauger geworden. Von morgens bis abends wüten und lärmen sie, jagen das Laub gewaltsam zu groben Haufen, die dann von wüst schlürfenden Laubsaugern verschlungen werden. Dass die städtische Straßenreinigung sich dieser Maschinen bedient, ist wohl nicht mehr rückgängig zu machen. Dass aber immer mehr Privatgärtner sich der akustischen Herbstschändung anschließen, ist betrüblich. Und natürlich auch schädlich. Wertvolle Treibstoffe werden unnütz verbraucht. Viel freundliches, nützliches Kleingetier kommt im tödlichen Getriebe um.

Dabei war die gute alte Harke doch so eine sinnreiche Erfindung. Sie ist günstig in der Anschaffung, tier- und klimafreundlich sowie auf eine fast vornehme Weise leise. Wer sich ihrer bedient, zeigt ganz beiläufig, dass er Verantwortung für die Schöpfung übernimmt und Ehrfurcht vor dem Leben empfindet.

Zudem erspart das herbstliche Harken aufwendige Meditationskurse in Indien. Das rhythmische "Krtz-Krtz-Krtz" kann eine spirituelle Muße bescheren, für die man kein Buddhist sein muss. Auch norddeutsche Irgendwie-noch-ein-bisschen-Christen können sie genießen.

Also, wenn die evangelische Kirche die Möglichkeit vorsehen würde, Handwerkszeuge heilig zu sprechen (was natürlich nicht der Fall ist), wüsste ich schon, welches ich bei der zuständigen Stelle vorschlagen würde.