Eigentlich hat er Geschichte studiert, aber zurzeit fühlt sich Ulfert Tschirner eher wie ein Archäologe.

Der 35-Jährige wühlt sich durch die mindestens 100 000 Objekte zählende Sammlung des Museums für das Fürstentum Lüneburg. Und angesichts der Tatsache, dass die ersten Dokumentationslücken bereits aus dem 19. Jahrhundert stammen, nennt Tschirner seine Arbeit folgerichtig eine "detektivische Spurensuche".

Ziel seiner Inventarisierung ist, dass es zukünftigen Generationen nicht mehr so schwer fällt wie ihm, Objekte und die dazu gehörenden Informationen zu finden und zuzuordnen. Bis Ende dieses Jahres läuft sein Vertrag zunächst, für den Job ist der gebürtige Oldenburger mit Frau und Kindern eigens aus Nürnberg nach Lüneburg gezogen. Seine Promotion hat er gerade beendet, nur veröffentlicht ist sie noch nicht - Doktor darf sich Ulfert Tschirner also noch nicht nennen. Seine Wahlheimat gefällt dem Umzugs-Profi: "Lüneburg bietet städtisches Gefühl ohne Großstadtwust."

Beruhigend empfindet er den aus der Fußgängerzone in seine Altbauwohnung dringenden Geräuschpegel, der Espresso auf dem Balkon am Sonnabendmorgen ist sein perfekter Start ins Wochenende. Für Hobbys hat der Familienvater nicht mehr viel Zeit - ein ehemaliges hat jetzt Sohn Magnus (5) übernommen: Fußball. Die Namen seiner Kinder passen übrigens gut zu Lüneburg, obwohl sie in Bayern auf die Welt gekommen sind: Magnus war der letzte von der Burg auf dem Kalkberg vertriebene Herzog, und Töchterchen Phoebe (3) heißt wie die Mondgöttin Luna auf Griechisch.