Verspätungen und Verzögerungen durch Bauarbeiten an der Entlastungstrasse

Lüneburg. Vier Jahre. So lange dauert es noch, bis das neue dritte Gleis zwischen Stelle und Lüneburg die Kapazitäten auf der stark befahrenen Strecke erhöhen wird. Was den Pendlern zwischen Lüneburg und Hamburg später Erleichterung schaffen wird, macht ihnen zurzeit erst einmal zu schaffen. Sie klagen über vermehrte Verspätungen und Zugausfälle aufgrund der Bauarbeiten.

Zwischen Winsen und Stelle werden derzeit Busse eingesetzt

Claudia Hoffbuhr steigt jeden Tag in Winsen in den Metronom Richtung Hamburg. Vor Beginn der Bauarbeiten hat die 37-Jährige regelmäßig auch den Metronom regional benutzt, denn dort hatte sie größere Chancen auf einen Sitzplatz als in dem überfüllten regulären Zug. außerdem ist er nur sieben Minuten länger nach Harburg unterwegs.

Jetzt aber fahren wegen der Bauarbeiten am dritten Gleis zwischen Winsen und Stelle Busse anstelle von Zügen, und die brauchen schon laut Fahrplan 20 Minuten länger. Die gestressten Pendler wollen Zeit sparen und weichen nicht mehr auf den langsameren Metronom regional aus. Konsequenz: Drangvolle Enge zur Rushhour.

Karina Jaß aus Ashausen baut wegen des Schienenersatzverkehrs sogar das Auto in ihre Pendel-Planung mit ein. "Ich fahre mit dem Wagen nach Stelle oder Winsen", sagt die 45-Jährige. "Ansonsten bin ich in Ashausen in den Zug gestiegen."

Auf das Auto steigt auch Timo Witthöft um, wenn seine Schicht ihn zu den Ersatzverkehr-Zeiten auf die Schiene zwingt. "Das tu ich mir nicht an", sagt der 21-Jährige, der von Lüneburg zum Hamburger Flughafen pendelt. Täglich nach Hamburg starten aus Lüneburg auch die Freundinnen Lisa Schlarsky (22) und Ida Renz (23). Zurzeit warten sie immer an Gleis 2, auch wenn dort der wenige Minuten später fahrende Intercity angeschlagen ist - und ihr Metronom an Gleis 3. "Darauf kann man sich nicht verlassen. Die Gleise wechseln ohnehin", sagen die jungen Frauen. Und behalten Recht: Ohne weitere Ansage fährt der blau-gelbe Zug auf Gleis 2 ein. und verlässt den Bahnhof pünktlich um 8.23 Uhr.

Eine Stunde später hatte Jana Kroll (30) weniger Glück. Seit knapp zwei Monaten pendelt sie von Lüneburg nach Hamburg, hat sich den teureren IC-Zuschlag gekauft, um bei den Fahrzeiten flexibler zu sein. "Der Metronom hatte 15 Minuten Verspätung. Da war ich froh, den ICE um 9.32 Uhr nehmen zu können", sagt sie an diesem Morgen.

Ansonsten hat sich Jana Kroll über die Investition allerdings geärgert. Denn die Intercity-Züge fahren zurzeit nicht wie sonst üblich immer ungefähr zur vollen Stunde von Lüneburg nach Hamburg, sondern um eine halbe Stunde versetzt.

Jascha Spirgertis, der täglich von Lüneburg nach Hamburg und zurück fährt, will den IC-Zuschlag nicht bezahlen. "Die Intercitys haben häufiger Verspätungen als der Metronom", sagt der 22-Jährige. Insgesamt hätten sich die Verspätungen innerhalb der vergangenen zwei Wochen nach seinen Beobachtungen aber "gebessert". Besonders heftig seien in jüngster Vergangenheit zwei Zugausfälle nach Oberleitungsstörungen während der Rushhour gewesen. "Die Organisation war schlecht", sagt der Dauerpendler, "es gab nur zwei Ersatzbusse für Hunderte Menschen."

Der Tipp bei Sitzplatznot: Erste Klasse nutzen

Aber es gibt auch andere Stimmen. Pendler Gerd Knauer (57) sagt: "Was ist denn die Alternative? Vor dem Elbtunnel gibt es jeden Tag Stau, das sollten sich die Leute einmal vor Augen halten." Sein Tipp bei Sitzplatznot: "Die erste Klasse nutzen, sie kostet pro Fahrt 1,50 Euro mehr und pro Monat ungefähr 15 Euro."

Gabriele Starke (32) berichtet zwar von täglichen Verspätungen auf ihrer Fahrt von Winsen und Hamburg, aber sie sagt auch: "Es ist richtig, dass das dritte Gleis gebaut wird. Denn bislang müssen die Metronom-Züge die Intercitys vorbeilassen und warten." Stella Schürmann (38) aus Winsen fasst zusammen, was viele Pendler zurzeit denken: "Ich freue mich auf Dezember, wenn diese Bauphase vorbei ist."