Auf welche Schule soll mein Kind? Zehn Antworten, warum eine kirchliche Schule die richtige sein kann

Gerade in Zeiten der Diskussion um Leistungsanforderungen und die Qualität des Bildungswesens sehen viele Eltern in konfessionellen Schulen eine Alternative zu staatlichen Einrichtungen. Sie erhoffen sich eine bessere Lernatmosphäre und die Vermittlung von christlichen Werten. In zehn Punkten stellen wir die Besonderheiten dieser kirchlichen Schulen vor.

1. Warum schicken Eltern ihre Kinder auf konfessionelle Schulen?

Konfessionelle Schulen stehen in dem Ruf, ganzheitliche Bildung auf hohem Niveau und Werte wie Nächstenliebe und Toleranz zu vermitteln. Das Klima an den konfessionellen Schulen beschreibt die Schulpastorin der evangelischen Wichern-Schule, Katharina Gralla, als "zugewandt, freundlich und engagiert". Das liege an ihrer christlichen Ausrichtung, an ihrer Nähe zur Kirche und dem besonderen Engagement der Lehrer.

2. Welche Werte werden vermittelt?

"Ein wesentlicher Aspekt ist die ethische Erziehung und die Entwicklung eines diakonischen Bewusstseins", sagt Katharina Gralla.

"Unsere Schüler werden als Individuen mit Wert und Würde wahrgenommen und lernen, auch andere Menschen so zu betrachten", sagt Peter Mies, Vorsitzender des Verwaltungsrats des Katholischen Schulverbands. Zudem sollen die Schüler durch die christliche Erziehung lernen, die Welt nicht nur als Materie zu sehen, sondern auch Spirituelles wahrzunehmen.

3. Welche Schwerpunkte haben die verschiedenen Schulen?

Generell verstehen sich konfessionelle Schulen als Gemeindeschulen, nehmen also vorrangig Kinder aus den jeweiligen Kirchengemeinden und den benachbarten Stadtteilen auf. Es gibt 21 katholische Schulen: elf Grundschulen, sieben Langformen von Klasse eins bis 13 und drei Gymnasien. Außerdem gibt es die evangelische Wichern-Schule mit Grundschule, Stadtteilschule und Gymnasium unter einem Dach und sechs Bugenhagen-Schulen, darunter eine weiterführende. Bei allen Grundschulen sind die Gemeindepastoren aktiv beteiligt; die Wichern-Schule in Horn hat sogar eine eigene Schulpastorin. Die katholischen Grundschulen und die Wichern-Grundschule bieten eine Halbtagsbetreuung an, die Bugenhagen-Schulen sind Ganztagsschulen. Hier lernen die Schüler jahrgangsübergreifend gemeinsam mit behinderten Mitschülern, an der Wichern-Schule ist ein Schwerpunkt die Förderung von Kindern aus sozial schwachen Familien.

4. Wie beliebt sind die Schulen?

Die Nachfrage nach Plätzen an den konfessionellen Schulen boomt, jedes Jahr müssen etliche Schüler abgewiesen werden. An den evangelischen Schulen, besonders an den Grund- und Stadtteilschulen, bewerben sich oft dreimal so viele Schüler, wie tatsächlich angenommen werden können.

5. Wie setzt sich die Schülerschaft zusammen?

Die evangelischen Schulen besuchen etwa 3000 Schüler, die katholischen rund 10 000. Die größten Schulstandorte liegen in Stadtteilen wie Harburg, Wilhelmsburg, Horn, Billstedt und Altona und werden dementsprechend von Schülern aus sozial schwachen und Migranten-Familien besucht. Ausnahmen sind die Gymnasien und die Bugenhagen-Schule in Alsterdorf, die als Angebotsschulen von Schülern aus ganz Hamburg besucht werden. Zum Wichern-Gymnasium kommen auch Schüler aus Schleswig-Holstein.

6. Können die Schulen nur von Schülern derselben Konfession besucht werden?

Nein. An den katholischen Schulen besteht ein Viertel der Schülerschaft aus evangelischen Kindern - Schüler muslimischer Herkunft gibt es dagegen nur vereinzelt. "An der Wichern-Schule stammen mehr als zehn Prozent der Schüler aus der wachsenden Schicht bildungsorientierter Muslime, die ihre Kinder lieber evangelisch erziehen lassen als gar nicht religiös", sagt Schulpastorin Gralla. Ein noch größerer Teil sei konfessionslos, an den Bugenhagen-Schulen sind es 15 Prozent.

7. Wollen kirchliche Schulen auch missionieren?

Generell sollen die Schüler die christliche Tradition kennenlernen, müssen sie aber nicht übernehmen. "Uns ist wichtig, dass in Glaubensfragen ein freier Geist herrscht", sagt Peter Mies. "Doch natürlich gibt es eine gewisse Basis - schon durch die Lehrer, die wir aussuchen." Für die Schüler der katholischen Schulen beginnt der Unterricht mit einem täglichen Gebet, jüngere Schüler werden in die Gottesdienstrituale eingeführt. An der Wichern-Schule werden die verpflichtenden Andachten - in der Grundschule wöchentlich - mit zunehmendem Alter der Schüler seltener, stattdessen können sie an Fahrten nach Taizé oder zum Kirchentag teilnehmen. An den Bugenhagen-Schulen gehören u. a. Bibelwochen zur christlichen Erziehung.

8. Gibt es religionsspezifische Lehrinhalte und Schwerpunkte?

Schüler aller konfessionellen Schulen haben zwei Stunden Religionsunterricht pro Woche; in den weiterführenden Schulen ist Religion ein profilgebendes Fach. Zusätzlich leisten die Schüler dort soziale Praktika.

9. Sind die Lehrer ebenso qualifiziert wie an staatlichen Schulen?

Die Lehrer haben die gleiche Ausbildung wie die an staatlichen Schulen, andernfalls wäre die Refinanzierung durch die Stadt nicht gegeben. Von den Lehrern wird aber ein gewisses Engagement und Interesse an den Ausrichtungen der Schulen erwartet.

10. Was kostet der Schulbesuch?

Die Eltern zahlen pro Schulkind ein einkommensgestaffeltes Schulgeld von höchstens 60 bis 90 Euro pro Monat. Die Kosten für die kirchlichen Schulen werden zu 85 Prozent von der Stadt refinanziert, den Rest tragen die Nordelbische Kirche, das Erzbistum und verschiedene (Schul-)Stiftungen.

Weitere Infos: Katholischer Schulverband, Herrengraben 4, 20459 Hamburg. Tel. 040/378 63 60, www.kshh.de .

Ev. Wichern-Schule, Horner Weg 164, 22111 Hamburg. Tel. 040/65 59 11 90, www.wichern-schule.de .

Bugenhagen-Schulen, Alsterdorfer Straße 506, 22337 Hamburg. Tel. 040/50 77 35 20, www.bugenhagen-schulen.de