Kaum ein Thema wird derzeit so heiß in Deutschland diskutiert wie die Integration von Migranten - ausgelöst durch die Buchthesen und Interviews von Thilo Sarrazin. Es wird viel über und weniger mit Migranten gesprochen. Es werden Statistiken zitiert, sie werden als große Gruppe dargestellt, Differenzierungen gehen in den Debatten oftmals unter - leider. "Der Risikofaktor jung, männlich, Migrant ist Realität", sagte kürzlich Heinz Buschkowsky (SPD), der Bürgermeister von Berlin-Neukölln. Das ist sehr zugespitzt und eine Ohrfeige für all die jungen, männlichen Migranten, die in Deutschland gut zurechtkommen. Die einen Schulabschluss und einen guten Beruf anstreben - das ist sicher die Mehrheit der Jugendlichen. Das sind die, die hier gut integriert sind.

Doch was braucht es, um Deutschland oder auch nur Hamburg als Heimat zu begreifen? Das wollten wir von sechs Jugendlichen zwischen 15 und 20 Jahren erfahren, fünf von ihnen haben einen Migrationshintergrund. Und wir wollten von ihnen wissen, welche Rolle ihr Glaube in ihrem Leben spielt und ob er bei der Integration hilft. Herausgekommen ist eine von unserem Fotografen Marcelo Hernandez großartig in Szene gesetzte Porträtserie auf den Seiten sechs bis elf.

Höchst aktuell ist auch das Thema unseres Ortsbesuchs, diesmal in Nienstedten. Dort wird mit dem regional übergreifenden Projekt "Leben im Alter" bereits praktiziert, was Familienministerin Kristina Schröder (CDU) kürzlich gefordert hat: "Das Potenzial älterer Menschen auszuschöpfen." Denn viele, die jetzt in Rente gehen, sind fit und bereit, sich sozial zu engagieren. Allerdings anders als früher. Viele "junge Alten" wollen sich nicht mehr nur selbstlos einem Ehrenamt widmen. Sie haben den Anspruch, dass das Engagement anspruchsvoll, zeitlich begrenzt ist und ihnen auch persönlich etwas bringt. Und genau da setzt das Projekt "Leben im Alter" an. Ein Modellprojekt zum Nachahmen!

Ihre Sabine Tesche