Ohnsorg-Schauspieler Erkki Hopf zeichnete Zuschauer für den Theaterbecher

Statt eines Blumenstraußes bringt ein Bündel Buntstifte im Becher Farbe auf Erkki Hopfs Garderobentisch im Ohnsorg-Theater. "Der steht immer da", sagt der Schauspieler, nun 17 Jahre im Ensemble der plattdeutschen Kultbühne. "Den habe ich lange vor der Zeichnerei für den Theaterbecher von der Garderobiere geschenkt bekommen." Denn sie wusste: Im gestandenen Komödianten, der wie in "Charleys Tante" noch immer spielend als durchgeknallter Knabe durchgeht, steckt auch ein talentierter Karikaturist.

Steht Erkki Hopf nicht auf der Bühne - wie zurzeit als Tuba blasende, gedankenvolle "ole Bangbüchs" Emil Spittel in "Stratenmusik" - sitzt er mit Sicherheit bei jeder Ohnsorg-Premiere im Publikum. Seine Beobachtungen hat er mit den Farbstiften in Karikaturen festgehalten. Der blonde Fan sitzt mit aufgerissenen Augen da, daneben die unvermeidlichen Bonbontütenraschler und der Theaterschläfer in seligem Schlummer. "Hab ich alles schon erlebt", bestätigt der Schauspieler. "Wir können von der Bühne aus etwa bis zur dritten Reihe die Leute sehen." In gewissem Sinn versteht er seine ironischen Parkett-Porträts auch als eine liebevoll gemeinte Hommage an die treue Ohnsorg-Gemeinde.

Der besserwisserische Theaterkritiker hebt den Zeigefinger. Eine Giraffe reckt ihren langen Hals. "Den großen Vordermann kennt doch jeder Zuschauer aus eigener ärgerlicher Erfahrung", kommentiert Hopf. Er hat häufig im Weihnachtsmärchen gespielt, darum lächelt ein verschmitzter Santa Claus vom Becher. Wer das limitierte und signierte Sammlerstück für neun Euro ersteht, wird während der ganzen Theaternacht mit kostenlosem Kaffeeausschank beschenkt.

Gleich mehrere künstlerische Gaben haben die finnische Mutter und der ungarische Vater ihrem einzigen Sohn vererbt. Lange konnte Hopf sich nicht entscheiden, ob er Maler, Mime oder Musiker werden sollte. Seine Eltern hatten ihn zu Zeichenkursen mitgenommen. Im Albert-Schweitzer-Gymnasium spielte er Cello, Klavier und Querflöte. Kein Problem für ihn, jetzt als Stratenmusiker Emil die Tuba zu blasen. Der Puck im "Sommernachtstraum" bei einer Schulaufführung hat dann die Entscheidung gebracht. "Ich wollte zum Theater." Im Lüneburger Erst-Engagement spielte Viola Weißner, Gattin des damaligen Ohnsorg-Intendanten Walter Ruppel, seine Mutter - und hat ihn empfohlen.

Seine Buntstifte sind aber nicht nur zum Zeichnen da. "Mit ihrer Hilfe hab ich mir das Rauchen abgewöhnt. Für jeden nicht angesteckten Glimmstengel belohnte ich mich mit einem teuren polychromen Stift." Nun ist Erkki Hopf stolzer Besitzer einer Sammlung von 100 feinsten Künstlerfarbstiften.