Die Musikhochschule stellt ab der kommenden Saison in der Reihe Meisterkonzerte ihre Professoren vor

Mit seiner Idee einer "Alsterphilharmonie" hat Musikhochschulpräsident Elmar Lampson seiner Institution die Richtung vorgegeben: Impuls- und Profilgeber der Musikstadt Hamburg soll die Hochschule an der Außenalster sein. Und dass in diesem Jahr das 60. Jubiläum der ehrwürdigen Bildungsanstalt begangen wird, legte die Messlatte zusätzlich höher. Volle 60 Konzerte hatte man sich zum 60. vorgenommen.

Unter dem Druck dieser selbst gesetzten Marke reifte nun auch eine Idee, bei der man sich als Außenstehender wundert, dass sie nicht schon lange umgesetzt wurde: Ab der kommenden Saison wird es Meisterkonzerte geben, in denen die renommierten Lehrenden der Hochschule auch als konzertierende Musiker auf dem Podium zu erleben sind.

"Wir haben so viele gute Leute, die muss man doch auch hören", sagt Frank Böhme, der gemeinsam mit Elmar Lampson die neue Reihe ins Leben gerufen hat. Bisher seien nicht einmal Antrittskonzerte für neue Professoren obligatorisch. Zu Beginn seiner zweiten Amtszeit möchte Lampson gemeinsam mit Böhme die renommierten Musiker am eigenen Haus als Aushängeschild ins rechte Licht rücken.

In Portrait-Konzerten werden ab Oktober 2010 Solisten und Ensembles von Hochschullehrern vorgestellt. Darunter sind Stars wie Tanja Becker-Bender. Die Geigerin hatte im Wintersemester 2009/2010 je einen Ruf aus Hamburg und von der Wiener Musikuniversität erhalten - und entschied sich für Hamburg. Zusammen mit Lilya Zilberstein, der Duo-Partnerin von Martha Argerich, wird sie am 15. Dezember einen Kammermusikabend geben.

Ein Original unter den Klavierprofessoren der Hochschule ist Hubert Rutkowski, der aus der Meisterklasse von Evgeni Koroliov hervorgegangen ist. Wie total der junge Pole in seiner Lieblingsepoche aufgeht, zeigte Rutkowski jüngst bei einem Konzert des Schleswig-Holstein Musik Festivals, als er im altertümlichen, mit Samt besetzten Frack vergessenes Repertoire aus dem Chopin-Umfeld und vom Begründer der russischen Klavierschule, Theodor Leschetizky, aufführte.

Ganz mit dem 17. und 18. Jahrhundert verbunden ist der Flötist Peter Holtslag. Er hat schon zusammen mit Gustav Leonhardt, Cecilia Bartoli, dem English Concert oder der Akademie für Alte Musik Berlin konzertiert. Holtslag gilt also mit Recht als Autorität im Bereich der Alten Musik, die er im Lichte der rhetorischen Gestik betrachtet.

Der Gegenwart zugewandt ist dagegen der Leiter der Jazz-Abteilung der Hochschule, Wolf Kerschek. Er hat die Fifa-Hymne arrangiert, die bei jedem WM-Spiel zum Einmarsch der Spieler erklang. Und für die Musik zu der Zeichentrickserie "Little Amadeus" erhielt Kerschek den Echo-Klassik-Preis. Auch er ist ein Hamburger Eigengewächs und hat, bevor es ihn nach Berkeley trieb, an der Alster studiert. Für sein Portrait-Konzert hat Kerschek sich nun mit einem der erfolgreichsten europäischen Jazzer zusammengetan: Nils Landgren. Denn der ist nicht nur Koleiter der NDR Bigband, sondern ebenfalls Professor an der Hamburger Hochschule.

Unter den Ensembles, die vorgestellt werden, sind das Johannes-Kreisler-Trio des Violin-Professors Christoph Schickedanz und das Bonnard Trio von Olena Kushpler, die in Hamburg bei Evgeni Koroliov und Volker Banfield studierte. Zum Hamburger Urgestein gehören weiter der Trompeter Michael Höfs, Mitbegründer der weltbekannten Formation German Brass, und sein Hornisten-Kollege Ab Koster.

Und als letzten Schritt der Generalmobilmachung hochschuleigener Kreativ-Kräfte hat Böhme auch die Studenten herangezogen. Die gestalten für die neue Reihe Programmhefte mit Werkbesprechungen und Interviews.