Viele Verlage, Zeitungen und Zeitschriften blieben an ihrem Ursprungsort, neue Branchenzweige kamen hinzu

"Unsere Stadt ist und bleibt der wichtigste Medienstandort in Deutschland", sagt Karl Dietrich Seikel, Medienbeauftragter des Bürgermeisters. Zwar gibt es da Widerspruch aus anderen Städten. Aber Seikels Rechnung geht auf, wenn man Musik-, Film- und Rundfunkwirtschaft, den Markt für bildende und darstellende Künste, Design, Architektur, Presse- und Werbeunternehmen sowie Software- und Internetfirmen jeglicher Art dazurechnet. So gehören von den derzeit bestehenden über 21 000 Firmen etwa 1700 zum Verlagsgewerbe.

Zeitungsmetropole will indessen Berlin mit elf Titeln sein. Ihr hat Hamburg die Hauptredaktion von Bild und Welt abgetreten. Die dpa ist von der Elbe an die Spree gezogen, und neben den Hauptstadtbüros der großen Blätter sind auch die politischen Korrespondenten dort. Soll sich Berlin also Zeitungshauptstadt nennen.

Pressehauptstadt sind aber wir - und das seit fast 250 Jahren. Dafür braucht es mehr als Zeitungen, von denen wir mehr haben als andere Städte: Tagesaktuell gedruckt werden Hamburger Abendblatt, die Regionalausgaben von Bild, Welt, Welt am Sonntag und "taz", die "Hamburger Morgenpost", die "Financial Times Deutschland", die "Bergedorfer Zeitung" und die "Harburger Anzeigen und Nachrichten".

Ein Zitat aus einer Zeitung der Elbstadt von 1771 nahm bereits voraus: "Hamburg ist ein Ort, auf welchem der Segen liegt, dass es daselbst bis an das Ende der Welt niemals an Monatsschriften und Wochenblättern fehlen soll." Die meisten davon, die in Deutschland produziert und gelesen werden, kommen von hier. Publizistisch engagierte Unternehmer waren es, die Verlage und Pressemarken aufgebaut haben. Axel Springer legte den Grundstein für den heutigen Medienkonzern an der Caffamacherreihe.

Aus der 1875 von Johann Andreas Ludolph Bauer gegründeten Druckerei entstand der Bauer Verlag. Heute prosperiert er dank der Massentitel "Auf einen Blick", "TV Movie", "Neues Blatt" und "InTouch". Die Grundlage der Hamburger Ganske-Gruppe mit dem Jahreszeitenverlag wurde mit dem "Leserkreis daheim" zwar in Kiel gelegt, aber mit ihm sind "Petra", "Prinz" und "Für Sie" und andere heute am Poßmoorweg zu Hause. Rudolf Augsteins Nachrichtenmagazin "Spiegel" wechselte nach Anfängen in Hannover bald nach Hamburg und bleibt der Stadt treu: Im Hafen wird derzeit der neue Verlagssitz, auch für das "manager magazin", gebaut.

Anteilseigner dort ist ein weiteres in Hamburg gegründetes Medienhaus: Gruner+Jahr, Europas größter Magazinverlag. Richard Gruner und John Jahr schufen die mittlerweile zum Bertelsmann-Konzern gehörende Heimstatt für "Stern" und "Geo", "Brigitte" und "Capital" sowie viele weitere Blätter.

Die Wochenzeitung "Die Zeit", von Gerd Bucerius gegründet, residiert im Pressehaus am Speersort. Eine echte Hamburgerin, obwohl heute der Stuttgarter Verleger Dieter von Holtzbrinck das Sagen hat.

Gleiches gilt für die von Dirk Manthey gegründeten Blätter der Verlagsgruppe Milchstraße. "Cinema", "TV Spielfilm" und "Fit for Fun" sind heute dem Münchner Burda-Verlag zuzurechnen, bleiben aber mit Sitz in Eppendorf Hamburgensien. Diverse Fachmagazine wie "Brand eins", "Mare", "Merian" und "Emotion", die "Fremdenverkehrswirtschaft", der Mediendienst "new business" und die "Binnenschifffahrt" runden das Bild ab. Hinzu kommen eine beachtliche Vielfalt an Kundenmagazinen und nicht zu vergessen die Buchverlage Carlsen, Hoffmann und Campe, Oetinger und Rowohlt.