Uwe Seeler und andere Ex-HSV-Stars trauen ihrem Klub Großes zu

Zwei Tore beim 3:2-Erfolg im Meisterschaftsfinale 1960 gegen den 1. FC Köln, alle drei Tore im 3:0-Endspiel-Sieg im DFB-Pokal 1963 gegen Borussia Dortmund: Uwe Seeler hat mit seinen vielen sehenswerten Treffern in den goldenen 60er-Jahren für den ersten großen Höhenflug des HSV nach dem Krieg gesorgt. Das große deutsche Mittelstürmer-Idol hat die beiden größten deutschen Titel einst gewonnen, seit 1987 aber ist der ruhmreiche Klub von der Rothenbaumchaussee leer ausgegangen, als letztmals der DFB-Pokal gewonnen wurde. Jahr für Jahr wurde ein neuer Anlauf genommen, oft schien der HSV auf dem richtigen Weg, aber dann gab es doch immer wieder herbe Rückschläge und viele lange Gesichter in der Hansestadt. Und in dieser Saison? Wird nun alles gut? Hat der HSV sogar Titel-Chancen?

Uwe Seeler (73) ist sich sicher: "Vom Potenzial her muss der HSV unter die ersten drei in der Bundesliga kommen, ich traue der Mannschaft viel zu." Hamburg im direkten Duell mit den großen Bayern? "Uns Uwe" sagt optimistisch: "Mit viel Glück spielen wir um die Meisterschaft und schaffen den Einzug in die Champions League."

Dann fügt Uwe Seeler aber auch ein wenig resignierend hinzu: "Die Mannschaft war in der vergangenen Saison schon stark besetzt, sie ist jetzt auf jeden Fall nicht schwächer geworden. Vielleicht lernt sie es ja irgendwann einmal..." Einen Tipp, wie es klappen könnte, hat der Ehrenspielführer noch parat: "Auf dem Platz muss man eine Gemeinschaft sein, das gilt auch für die Mannschaft hinter der Bande. Ohne Teamgeist geht es einfach nicht."

Seelers Optimismus wird auch von seinem Flankengeber von einst, Gert "Charly" Dörfel (70), gestützt: "Der HSV kommt wieder in den internationalen Wettbewerb, die Mannschaft ist besser als ihr Ruf. Um den Titel allerdings spielt der HSV nicht." So sieht es auch der ehemalige HSV-Kapitän Ditmar Jakobs (56): "Die Spitze ist breiter geworden, es wollen viele Klubs ganz nach oben. Der HSV schafft es unter die ersten fünf, aber es wird auf jeden Fall sehr, sehr schwierig."

Das weiß auch der ehemalige Meister-Keeper Horst Schnoor (76): "Ich erwarte, dass bei uns endlich einmal der Knoten platzt. Und ich traue Trainer Armin Veh zu, dass er das Team in den Griff bekommt." Der Mann, der 15 Jahre die Nummer eins des HSV war, ergänzt: "Wenn zuletzt alle so gut gespielt hätten wie Frank Rost, dann würde der HSV nun in der Champions League starten." Schnoors Torwart-Kollege Rudi Kargus (58) legt sich aber fest: "Der HSV wird nächstes Jahr wieder international spielen." Was der ehemalige HSV-Trainer Kuno Klötzer (88) nicht unbedingt unterstreicht: "Der HSV belegt einen Platz zwischen Rang vier und acht. Weil wir uns zum Beispiel mit Bayern und Schalke nicht vergleichen können."

Der ehemalige HSV-Kapitän Frank Rohde (50) wäre mit einem Europa-League-Platz sehr zufrieden: "Für die Champions League wird es wohl nicht reichen, obwohl ich es dem HSV wünschen würde." Und Caspar Memering (57) sagt: "Noch eine solche Pleite-Saison wie zuletzt werden die HSV-Fans wohl kaum verzeihen, ein internationaler Startplatz ist ganz einfach ein Muss - ich glaube auch daran."

Etwas differenzierter drückt Thomas von Heesen (48) seine Prognose aus: "Wenn es der HSV lernt, mannschaftlich und diszipliniert gegen den Ball zu arbeiten, wenn also alle Spieler mithelfen, die Räume eng zu machen, dann kann der HSV die Überraschungsmannschaft dieser Saison werden, dann kann er ganz vorne landen. Denn es gibt jetzt zwei überragende Torhüter, zwei international erfahrene Innenverteidiger und für mich auch ein sehr, sehr großes Offensivpotenzial."