Mit 15 Jahren beginnt Jan Huth am 1. August seine Ausbildung. Stress und Arbeitszeiten schrecken ihn nicht

Wie schmecken eigentlich Austern? Was für Zutaten braucht man für ein Coq au Vin? Wie wird Crème brulée zubereitet? Was für viele Menschen und erst recht für andere Jungen seines Alters ein Buch mit sieben Siegeln ist, beschäftigt Jan Huth bald sogar beruflich. Der 15-Jährige wird Koch und beginnt seine Ausbildung am 1. August im Café Paris.

Rathausstraße 4 - das ist eine gute Adresse im Herzen der Hansestadt. Und wer weiß, vielleicht ist es zugleich der Start für eine weitere Kochkarriere? Der junge Hauptschulabsolvent der Ida-Ehre Gesamtschule hat in jedem Fall die erste Hürde mit Bravour geschafft.

Aber der Reihe nach. Denn es fing alles zunächst ganz anders an. In der achten Klasse machte Jan ein Praktikum im Kindergarten. Aber schon damals wollte er eigentlich gern Koch werden und fragte auch in zwei Restaurants nach einem Praktikum. Die Antwort lautete jedoch stets: "Wir nehmen keine Praktikanten." Es folgte noch ein weiteres Praktikum in der neunten Klasse im Futterhaus als Verkäufer. "Das hat mir nicht so gut gefallen", meint Jan im Rückblick.

Wenn er über seine Schulzeit spricht, klingt er ganz zufrieden. Beiläufig kommen zwar die Einschränkungen "Englisch war nicht so mein Fall" und "in Mathe hatte ich ein Ausreichend", aber den Schulabschluss schaffte Jan mit einem Befriedigend. Und als er Probleme in der Schule hatte, nutzte er das Angebot der Arbeitsstiftung Hamburg. Das empfiehlt der 15-jährige auch allen anderen seines Alters. Zum ersten Gespräch mit der Beraterin fuhr Jan mit seiner Mutter.

Dort stand die Maßnahme QuAS, eine betriebsnahe Form der Berufsvorbereitung zur Diskussion - oder sollte er doch die zehnte Klasse wiederholen? Auch der Wechsel auf eine andere Schule war zeitweilig ein Thema. Die Entscheidung fiel dann nach reiflicher Überlegung und Gesprächen mit der Beraterin zugunsten einer Ausbildung.

Als dieser Weg klar war, ging es ans Schreiben der Bewerbungen. Auch dabei unterstützte die Beraterin Jan. Wie jungen Menschen immer wieder empfohlen wird, fixierte sich Jan nicht nur auf die Ausbildung zum Koch, sondern spannte den Radius weiter und bewarb sich auch auf Ausbildungsplätze zum Feinwerkmechaniker. Sein Herzenswunsch war jedoch, eine Lehrstelle als Koch zu finden. Und es sah gut aus, denn er erhielt schon nach kurzer Zeit eine Einladung zum Bewerbungsgespräch im Café Paris.

"Ich war sehr nervös und konnte kaum sprechen", sagt Jan mit einem kleinen Lächeln. Deshalb führten das Gespräch hauptsächlich seine Mutter und der Restaurantchef. Dieser wies auch auf die harte Arbeit und die Arbeitszeiten abends und am Wochenende hin. Das ist nicht jedermanns Sache, kann Jan in der Begeisterung für seinen zukünftigen Beruf jedoch nicht schrecken. Dennoch mussten seine Eltern den Ausbildungsvertrag unterschreiben, denn in der späten Schicht dauert der Arbeitstag bis 23.30 Uhr. Auf seinen zukünftigen Beruf ist Jan schon vorbereitet, denn er kocht auch zu Hause - am liebsten Lasagne aber auch Salate und Fisch. "Wir angeln viel und bereiten dann zusammen den Fisch auch zu", erzählt er begeistert und seine Augen leuchten. Dorsch, Makrele, Aal - alles kein Problem, wie Jan findet. Deshalb freut er sich besonders auf den Freitag, denn freitags gibt es im Café Paris immer den Meeresfrüchtetag. Seine zukünftigen Kollegen hat Jan bereits kennengelernt, als er zwei Tage lang im Restaurant probearbeiten war. Dafür musste Jan zum ersten Mal in seinem Leben Austern probieren. Eine sehr eigene, befremdliche Erfahrung. Geschmeckt haben sie ihm nicht. "Die sind mir einfach zu salzig und nicht mein Fall", meint er rückblickend dazu.

Die zwei Tage im Café Paris haben ihm gefallen. Er musste Kartoffeln schälen, Gemüse putzen und schneiden, Croques zubereiten und Austern öffnen. "Ich wurde wie in einer Familie aufgenommen und fühle mich schon jetzt gut aufgehoben dort." Auch die Arbeitszeiten von sieben bis 16 Uhr oder von 12 bis 23.30 Uhr seien für ihn kein Problem. "Natürlich muss ich für die Frühschicht ziemlich früh aufstehen, aber das kriege ich schon hin", meint der junge Mann, der in seiner Freizeit Fußball spielt.

Wenn man mit ihm spricht, täuscht der erste Eindruck. Der noch sehr junge Azubi zeigt eine für sein Alter erstaunliche Gelassenheit, und wenn er wie selbstverständlich sagt "ich bin zufrieden, wie alles bisher gelaufen ist", klingt das sehr sympathisch und bescheiden. Er wird seinen Weg machen, die erste Hürde hat er bereits gemeistert.

Und kochen muss er schon selbst. Da können ihm weder seine Eltern noch Jobberater helfen. Und weshalb macht ihm das Kochen und Zubereiten von Gerichten so viel Spaß? Jan schaut sein Gegenüber ruhig an, und seine Antwort nimmt diesen für ihn ein: "Man kann andere Menschen zufrieden und glücklich machen, wenn man für sie kocht."