Kfz-Mechatroniker, Fluggerätmechaniker, Augenoptiker oder Rechtsanwaltsfachangestellte: Für viele Jugendliche mit Hauptschulabschluss sind das Traumberufe. Die Kooperationspartner des Hamburger Hauptschulmodells haben sich zum Ziel gesetzt, Hauptschülern zu ihrem Traumberuf zu verhelfen und vor allem die Zahl der Übergänge in eine ungeförderte, betriebliche Ausbildung nach dem Schulabschluss zu erhöhen. Ebenso soll die Berufsorientierung an Schulen weiter verbessert werden.

Initiiert wurde das Hamburger Hauptschulmodell vor zehn Jahren von der Otto-Gruppe und Hapag-Lloyd. Mittlerweile arbeiten Schulen, die Arbeitsagentur Hamburg und die Mitarbeiter der Koordinierungsstelle Ausbildung der Arbeitsstiftung Hamburg eng zusammen, um Jugendliche bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz bestmöglich zu unterstützen.

Mit an Bord sind außerdem 75 Unternehmen, darunter unter anderem Aurubis, Beiersdorf, Globetrotter, Fielmann, Hamburg Süd, Lufthansa Technik, Ikea, Max Bahr und Vattenfall. Auch sie tragen einen großen Teil dazu bei, dass berufliche Träume Wirklichkeit werden können. So ist es in den vergangenen Jahren mit vereinten Kräften in Hamburg gelungen, durchschnittlich 450 Ausbildungsplätze pro Jahr mit Hauptschülern zu besetzen. "Die Zahlen zeigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind", freut sich Gerd Knop, Projektleiter des Hamburger Hauptschulmodells bei Otto.

Insgesamt sind es drei Schritte, die zum ersehnten Ausbildungsplatz führen sollen. In den Schulen werden gemeinsam mit den Lehrern die Stärken und Interessen der Schüler erarbeitet. Auf Grundlage des erarbeiteten Stärken- und Interessenprofils führen die Berufsberater der Arbeitsagentur mit den Schülern eine Berufsberatung durch und klären, welche Berufe für die einzelnen Jugendlichen infrage kommen. Gemeinsam mit Personalreferenten aus Hamburger Wirtschaftsunternehmen überprüfen die Schüler dann noch einmal ihre Berufswahl. Die Personalprofis geben den Jugendlichen Tipps, worauf Unternehmen bei Bewerbungsgesprächen besonderen Wert legen, sprechen mit diesen über ihre Entscheidung und beraten sie in allen Bewerbungsfragen.

Häufig ergeben sich über diese persönlichen Kontakte auch Vermittlungsmöglichkeiten. Die Mitarbeiter der Koordinierungsstelle Ausbildung unterstützen und koordinieren den gesamten Prozess. Bei Fragen stehen sie allen Beteiligten als Ansprechpartner zur Verfügung. Jugendliche, die einen betrieblichen Ausbildungsplatz suchen, werden während des letzten Schuljahres von diesen Experten sogar individuell betreut und beraten.

"Wir beraten und unterstützen die ausbildungsinteressierten Schüler in ihrem letzten Schuljahr individuell bei ihrer Suche nach einem Ausbildungsplatz", sagt Michael Goedeke, Leiter der Koordinierungsstelle Ausbildung der Arbeitsstiftung Hamburg. Pro Jahr nutzen etwa 1200 bis 1400 Schüler zwischen 14 und 16 Jahren das Angebot, das die praktische Hilfe bei Bewerbungsschreiben, die Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche und Testverfahren oder auch Telefontraining umfasst.

Entscheidend bei der Wahl des zukünftigen Berufes sind die Stärken und Interessen der Schüler. "Die Schulnoten haben nicht die Aussagekraft, die ihnen immer zugeschrieben wird", sagt Goedeke. Ein Problem sei allerdings, dass die Unternehmen gerade bei dieser Berufsgruppe die Noten als Auswahlkriterium sehen. "Damit treffen sie jedoch eine systematische Falschauswahl", sagt Knop. Haben die Schüler dagegen die Möglichkeit, sich persönlich im Unternehmen vorzustellen oder ein Schnupperpraktikum zu absolvieren, sieht die Beurteilung häufig ganz anders aus. "Wir animieren die Schüler auch, selbst aktiv zu werden und freiwillige Praktika zu machen", sagt Goedeke. Nicht zu unterschätzen seien bei der Beurteilung durch die Firmen auch außerschulische Tätigkeiten, die einen Bezug zur Ausbildung haben, etwa das Engagement bei den Pfadfindern, der freiwilligen Feuerwehr, als Jugendgruppenleiter, Streitschlichter oder Klassensprecher oder auch Kenntnis in Renovierungsarbeiten und Basteln.

"Grundsätzlich haben wir die Erfahrung gemacht, dass in den meisten Hauptschülern sehr viel Potenzial steckt und dass sie sehr motiviert sind", sagt Gerd Knop, der sich vor allem als Brückenbauer und Lotse versteht und für sein langjähriges Engagement im Hamburger Hauptschulmodell das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen bekam.

Dennoch, so gibt er zu, sei es vereinzelt nach wie vor schwierig, Hauptschüler in den Arbeitsalltag zu integrieren. Einer der Hauptgründe dafür: Das Verhalten der Jugendlichen lässt zu wünschen übrig. "Dabei sind Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Verantwortungsbewusstsein und ein gutes Auftreten nicht out, sondern auch heute noch angesagt", weiß Knop. Um den Weg in die Arbeitswelt zu erleichtern, sei es daher wichtig, den jungen Leuten ausreichend Lernzeit einzuräumen und ihnen Gelegenheit zum Sammeln von Erfahrungen zu geben. "Dadurch können die Jugendlichen ihre Talente und ihre Persönlichkeit weiter entwickeln", ist Knop überzeugt. Seine Empfehlungen an alle Jugendlichen lauten:

Schnupperpraktika machen und diese mit vollem Einsatz bis zum Ende durchhalten.

Herausfinden , welches der Traumberuf ist, und sich auf dem Weg dorthin nicht entmutigen lassen.

In der Schule Gas geben und sich auf die für den Traumberuf erforderlichen Fächer voll konzentrieren.

Beratung in Anspruch nehmen.