In einem speziellen Programm werden Jugendliche für die Ausbildung bei Lufthansa Technik Training fit gemacht

Ihrer Verantwortung sind sich die Jugendlichen bei Lufthansa Technik Training voll bewusst. "Wenn bei einem Auto mal etwas nicht stimmt, fährt man einfach rechts ran. Bei einem Flugzeug geht das nicht", sagt Anas Mjahed. Der 16-Jährige hat den Sprung ins Betriebspraktikum innerhalb seiner "Berufsorientierten Ausbildungsvorbereitung" (BeoA) geschafft und damit den "Ritterschlag", wie es Ausbildungsleiter Hans-Peter Meinhold nennt.

Die BeoA, eine Maßnahme der Arbeitsstiftung, läuft über zehn Monate. Sechs Monate lang werden jeweils zwölf Teilnehmer in der Lernwerkstatt auf dem Lufthansa-Gelände geschult. Dann folgt - nach besagtem "Ritterschlag", einem bestandenen Einstellungstest - ein viermonatiges Betriebspraktikum bei Lufthansa, aber auch bei anderen Hamburger Betrieben.

Auch Luca Canceelmo hat den Test gemeistert. Während Anas auf die dreijährige Ausbildung zum Oberflächenbeschichter zusteuert, erwarten Luca dreieinhalb Jahre Ausbildung zum Werkzeugmechaniker. Der 15-Jährige hatte schon früh die Luftfahrtindustrie im Auge. "In der Schule hab ich durch ein Praktikum schon in den Beruf des Fluggerätmechanikers geschnuppert."

Ebenso wusste Julian Mickley von Anfang an, was er wollte. "Nach meinem Schulabschluss habe ich mich ganz regulär bei Lufthansa beworben, aber andere haben besser abgeschnitten." Daraufhin besuchte der 17-Jährige eine Berufsinformationsmesse. "Da wurde ich über die BeoA informiert, und so hat es dann doch noch geklappt." Inzwischen steht er im ersten Ausbildungsjahr zum Werkzeugmechaniker.

Ebenso der 19-jährige Jannis Weier: "Ursprünglich hatte ich an den Beruf des Technischen Zeichners gedacht", erklärt er. "Aber das Handwerkliche liegt mir einfach mehr als das Arbeiten am PC." Das lange Stehen macht ihm dabei ebenso wenig aus, wie das frühe Aufstehen "Reine Gewöhnungssache", winkt er ab. Allerdings sei die Arbeit körperlich schon anstrengend, räumen die vier ein. Also reine Männerarbeit? Die sind zwar klar in der Überzahl, aber ein paar standhafte Frauen gibt es doch unter ihnen.

Etwa die 19-jährige Tammy Heidorn. Auch sie hat die BeoA erfolgreich durchlaufen sowie bereits einen guten Teil ihrer Ausbildung zur Werkzeugmacherin, im Herbst wechselt sie ins 3. Lehrjahr. Wenn es um richtig schweres Heben geht kommen ihr die Männer zu Hilfe, "sonst aber herrscht Gleichbehandlung", betont sie. Etwas gewöhnungsbedürftig sei es zu Beginn schon gewesen. "Ich war das einzige Mädchen unter den zwölf BeoA-lern und musste mich da erst reinboxen, aber das war kein Problem." Würde sie ihren Beruf ihren Freundinnen empfehlen? "Ich würde meinen Beruf allen empfehlen, die sich fürs Handwerklich-Technische interessieren und denen auch die sehr genaue Arbeit, etwa an der Drehbank, den Fräsmaschinen oder mit CNC-Maschinen liegt", antwortet sie.

Was Hans-Peter Meinhold seinerseits von den Auszubildenden erwartet, formuliert er so: "Wir suchen keine Überflieger, aber eine solide Drei darf es schon sein." Tatsächlich ist die Entwicklung vom BeoA-Teilnehmer hin zum Azubi, der mit einer soliden Drei abschließt, keine Kleinigkeit. Zu Beginn der Maßnahme brauchen Meinhold und seine Kollegen gute Nerven, denn in den ersten Tagen herrscht ein rüder Umgangston. Und es fliegen auch schon mal Werkzeuge durch die Luft. "Aber wir fangen sie eigentlich jedes Mal schnell ein", sagt der Ausbilder. Dabei hilft das beeindruckende Lufthansa-Umfeld mit den großen Hallen, und die Perspektive, an den Flugzeugen arbeiten zu dürfen, ist ein enormer Motivator.

Allerdings zeigt auch die konsequente Haltung der Ausbilder Wirkung. Fast immer scheidet einer der Teilnehmer frühzeitig aus. Wenn es zu massiver Leistungsverweigerung kommt, ist es sinnvoll, Konsequenzen zu ziehen. Derjenige muss gehen. So erlebe auch der Rest der Gruppe: Mein Handeln hat Konsequenzen. Überhaupt stehen von Anfang an die Stärkung von Sozialkompetenzen wie Zuverlässigkeit, Verantwortungs- und Selbstbewusstsein im Mittelpunkt der Ausbildung. "Denn", erklärt Meinhold, "es gehört Mut dazu, mitten im Wartungsprozess die Hand zu heben und zu rufen: Alles Halt, mir ist eine Schraube abgerissen."