Swantje Rosenstein hat sich nach vier Praktika für eine Ausbildung zur Schuhverkäuferin entschieden

Viele Frauen lieben sie. Und manche haben sogar ganze Schränke voll mit ihnen. Schuhe können eine Leidenschaft sein. Oder im Mittelpunkt des Berufslebens stehen. So wie bei Swantje Rosenstein. Sie beginnt am 1. August ihre Ausbildung zur Verkäuferin beim Filialhändler Deichmann im Mercado in Altona.

Ihre Entscheidung für den Einzelhandel ist noch sehr frisch. Erst im Mai stand für die 17-Jährige endgültig fest, dass sie Verkäuferin werden möchte. Die Entscheidung hängt mit Swantjes Erfahrungen bei verschiedenen Praktika und mit ihrem Job zusammen. Sie arbeitet seit Dezember bei Penny an der Kasse, zwei Tage die Woche. "Ich spare auf mein erstes Auto", berichtet die junge Frau. Ihren Führerschein wird sie noch in diesem Jahr beginnen.

Die modebewusste junge Frau freut sich auf die Ausbildung, zumal es dabei um Schuhe geht, aber ein wenig mulmig ist ihr schon, wenn sie an diesen neuen Lebensabschnitt, die neuen Kollegen und den neuen Tagesrhyhtmus denkt. Swantje konnte erste Eindrücke gewinnen, als sie zwei Tage bei Deichmann zur Probe gearbeitet hat. "Ich habe die Kunden beraten und Schuhe herausgesucht. Das hat mir Spaß gemacht, aber das lange Stehen war schon sehr ungewohnt", gibt die Absolventin der Gesamtschule Eidelstedt zu. "Ich hatte die falschen Schuhe an und deshalb am nächsten Tag heftigen Muskelkater." Das sind zwar schmerzhafte, aber zugleich auch wichtige Erfahrungswerte für die junge Frau. Am 1. August wird sie ihre Schuhe mit Bedacht auswählen.

Bei ihren vier Praktika konnte Swantje ganz unterschiedliche Einblicke in das Berufsleben gewinnen, die sie zwar nicht direkt zu ihrem Ausbildungsberuf geführt haben, die aber dennoch wertvoll waren. Das Praktikum bei einem Friseur gefiel ihr nicht. "Ich musste da viel putzen", meint sie und schneidet eine Grimasse. Auch dass in dem Job sehr wenig verdient wird, hat sie bewogen, nach einem anderen Berufsweg zu suchen.

Die weiteren Praktika in der Küche eines Kindergartens und in zwei Kindergärten haben der 17-Jährigen dagegen gut gefallen. Sie habe deshalb auch überlegt Erzieherin zu werden, den Gedanken jedoch wieder verworfen. "Die Ausbildung dauert für mich als Hauptschulabsolventin insgesamt fünf Jahre, das ist mir zu lange", sagt Swantje mit Nachdruck. Ihre Entscheidung fiel zugunsten des Einzelhandels aus.

So wird sie nach zwei Jahren schon ausgebildete Verkäuferin sein und kann nach einem weiteren Jahr Einzelhandelskauffrau werden. Auf ihrem Weg ins Berufsleben hat Swantje viel Unterstützung durch ihre Eltern und die Arbeitsstiftung Hamburg erfahren. "Mit meiner Lehrerin habe ich das Schreiben von Bewerbungen geübt. Außerdem musste ich bei den Firmen anrufen, ob noch Ausbildungsplätze frei sind", berichtet die Schülerin.

Auf ihre Schulzeit angesprochen, die nun für sie beendet ist, bleibt Swantje ganz ruhig, nur beim Stichwort Mathe wird die zierliche Schülerin geradezu heftig. "Ich hasse Mathe", platzt es plötzlich aus ihr heraus. Und dann etwas ruhiger: "Mathe war mein Problem." Deshalb kam für sie zeitweilig auch die Maßnahme QuAS, eine betriebsnahe Form der Berufsvorbereitung, ins Gespräch. Sie hat zum Ziel, Jugendliche in eine Ausbildung zu vermitteln. "Aber meine Lehrerin meinte, ich sei dafür zu intelligent", sagt Swantje selbstbewusst. Die junge Frau ging einen anderen Weg. Sie nahm in ihrer Schule an dem Projekt "Lernen im Stadtteil" (LiSt), einem Unterrichtsmodell für die Klassen 9 und 10, teil. Dort werden 18 Schüler, die Schwierigkeiten in der Schule haben, gezielt gefördert. "Ich hatte Glück, denn nur weil jemand absprang, konnte ich nachrücken", erzählt Swantje. Sie lernte mit ihren Mitschülern drei Tage die Woche in der Schule und zwei im Betrieb. Das Ziel von LiSt ist die Vorbereitung auf das Arbeitsleben.

Als Swantje ihren Abschluss in der Tasche hatte, wurde zu Hause gefeiert. Ihre Eltern hätten sich mit ihr gefreut. "Wir sind richtig fein essen gegangen, zum Italiener." Und bevor es dann mit dem Berufsleben losgeht, macht Swantje mit ihrer Familie - sie hat noch zwei Stiefgeschwister - Urlaub am Gardasee.

Von ihren 17 Mitschülern im Projekt "Lernen im Stadtteil" haben zwölf eine Lehrstelle gefunden, einige werden Altenpfleger, andere Kfz-Mechatroniker. Und Swantje hat noch einen Tipp für andere Schüler. "Sich früh entscheiden, was man beruflich machen möchte, und sich dann bewerben ist wichtig. Ich hatte wirklich Glück, dass es dann doch noch so schnell mit einem Ausbildungsvertrag geklappt hat."