Pharma-Unternehmen Medac will auf US-Markt Fuß fassen. Neues Forschungs- und Logistikzentrum in Tornesch

Wedel/Tornesch. Wenn in diesen Tagen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Wedeler Pharmaunternehmens medac fröhliche Mienen zur Schau stellen, dann hat das nicht nur mit dem 40. "Geburtstag" der Firma zu tun, sondern zum großen Teil mit ihrem wirtschaftlichen Erfolg. Denn das Unternehmen wird zwar durch die Zumutungen der Kostendämpfung im deutschen Gesundheitswesen gebremst - aber bei weitem nicht gestoppt. Es laufen eine Reihe von Projekten, die weiteres Wachstum und neue, sichere Arbeitsplätze bringen sollen: Die Expansion auf den US-Markt und der Bau eines neuen Forschungs- und Logistikzentrums in Tornesch sind nur zwei Beispiele.

Gesellschaft für medizinische Spezial-Präparate will auf US-Markt Fuß fassen

Mehr als 600 Mitarbeiter weltweit, mehr als 200 Millionen Euro Umsatz bei einer Wachstumsrate von rund zehn Prozent - nicht ohne Stolz verweist das Unternehmen auf diese Zahlen, die Dynamik spiegeln. Damit der Trend nicht bricht, will die Gesellschaft für medizinische Spezial-Präparate nun auch über den Großen Teich springen. Das Ziel, auf dem US-Markt Fuß zu fassen, wird in mehreren Kaskaden ablaufen. "Als Einstieg wird unsere Tochter Oncotec in Dessau von der FDA zertifiziert", sagten Jörg Hans und Heiner Will, zwei der sechs medac-Geschäftsführer. Die Zulassung der mächtigen Behörde Federal Drug Administration wird noch fürs laufende Jahr erwartet. Parallel dazu müssen einzelne Produkte des Herstellers von Krebsmedikamenten ebenfalls Prüfungsverfahren durchlaufen. Allein für die Dokumentation wurde ein Budget von drei Millionen Euro bereitgestellt. Insgesamt investiert medac bei Oncotec aktuell rund 15 Millionen Euro - etwa 40 Prozent davon sind wegen der Anforderungen der US-Behörden nötig.

Auch die 18 Millionen Euro, die die neue Betriebsstätte an der Autobahn in Tornesch kostet, sind zu einem Großteil dem US-Projekt zuzuschreiben. "Was die Behörden während eines Produktionsprozesses gar nicht mögen, das sind kreuzende Warenströme. Vereinfacht gesagt: Auf jeder einzelnen Palette darf sich auch nur ein Produkt befinden. Die Konsequenz ist ein hoher Platzbedarf bei der Logistik", sagte Heiner Will. Deshalb reichten die Flächen in Wedel, das seit dem Umzug im Jahr 1999 Stammsitz der medac ist, auch nicht aus und die Erweiterung auf dem rund 33000 Quadratmeter großen Grundstück in Tornesch wurde erforderlich. Der lange und strenge Winter wird die fürs laufende Jahr geplante Inbetriebnahme etwas verzögern. Doch 50 neue Arbeitsplätze sollen geschaffen werden.

Preisverfall verschärft sich durch die von den Kassen geforderte Rabatte

Diese Expansion sichert die Entwicklung des Herstellers von Diagnostika sowie von Medikamenten gegen Blasen- und Eierstockkrebs, gegen Herz- und Gefäßkrankheiten und gegen Autoimmun-Krankheiten wie Rheuma oder Schuppenflechte. Durch die aktuelle Gesundheitspolitik der Bundesregierung sind zwar hauptsächlich die forschenden Arzneimittelhersteller betroffen, die für ihre Produkte hohe Zwangsrabatte einräumen müssen, doch ungeschoren kommt medac als Hersteller von vielen generischen Präparaten auch nicht davon. "Der Umsatz ändert sich nicht, jedoch die Ertragslage", so Will. Der Preisverfall verschärfe sich durch Rabatte, die unter anderem von den Kassen gefordert werden. "Dabei sind Generika ein wichtiger Faktor, die Kosten im Griff zu behalten und sollten vom Gesetzgeber besonders gefördert werden", sagt Jörg Hans. Es gebe Beispiele, wie beispielsweise eine Rheumatherapie, für die biologische Wirkstoffe 20000 Euro pro Patient und Jahr kosten, während ähnlich effektive Generika nur mit 1000 Euro veranschlagt werden müssten.

Hans äußert weitere konstruktive Kritik und plädiert für einen Systemwechsel in Hinblick auf die sündhaft teuren Arzneimittel-Studien. Derzeit müssen Unternehmen in den Studien allein die Wirksamkeit eines Medikamentes nachweisen, was im Anschluss von Behörden und Kassen oft in Frage gestellt wird und wiederum weitere Studien nach sich zieht. "Die Kassen könnten früher in den Prozess einbezogen werden. Warum beteiligen sie sich nicht schon an den Studien? Das teilt das Risiko, schafft Transparenz und Vertrauen", sagt Hans. Denn im Endeffekt zahlen die Kasse ohnehin die Kosten.

Zu viel Energie geht in die Erfüllung bürokratischer Anforderungen

Während sich medac lieber mit neuen Produkten und dem Wohl von Patienten beschäftigen möchte, geht nach Angaben der Geschäftsführer zu viel Energie in die Erfüllung bürokratischer Anforderungen - und zwar gezwungenermaßen. Heiner Will: "Wir hatten uns von der neuen Bundesregierung Entschlackung und Verschlankung versprochen, was auch die Kosten gesenkt hätte. Leider ist eher das Gegenteil eingetreten."