Die Musikhochschule zeigt die Sozialsatire “Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ von Brecht/Weill

"Show me the way to the next whisky bar" - der "Alabama-Song" ist weltbekannt und wurde unzählige Male gecovert. Die Pop-Ikonen David Bowie und Jim Morrison haben ihn mit ihren Bands gesungen, The Doors und The Young Gods, aber auch die Chansonetten Dalida, und Esther Ofarim oder der Rockluzifer Marilyn Manson. Dass Jenny Hills Abschiedslied an den "Mond von Alabama" aus der Oper "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" von Bertolt Brecht und Kurt Weill stammt, ist allerdings etwas weniger geläufig.

Bekanntlich finden Jenny und die Damen vom horizontalen Gewerbe ein neues Heim in der "Netze-Stadt", so die Bedeutung von Mahagonny. In Diensten von deren Gründerin Leokadja Begbick sollen sie die Männer anlocken, um ihnen das Geld abzuknöpfen. In Mahagonny huldigt man zügellos dem Mammon. Sofern der Mensch Geld hat, ist ihm alles erlaubt, was andernorts verboten ist. Die Goldgräber kommen und auch vier Holzfäller aus Alaska. Puff und Drogenhandel florieren. Mahagonny boomt.

"Brecht zeichnet das Bild einer dekadenten Gesellschaft, das auch auf uns heute zutrifft", meint Florian-Malte Leibrecht. "Solange wir in einer Konsum- und Wegwerf-Gesellschaft leben, in der das Geld regiert, ist die Oper aktuell." Darum inszeniert der Professor für Musiktheaterregie an der Musikhochschule das schwierige Werk mit seinen Gesangsstudenten. "Es ist eine so gute Klasse, das ich die Partien bestens besetzen kann." Sie absolviert mit der Aufführung unter Siegfried Schwabs musikalischer Leitung die "Master"-Abschlussprüfung.

Die Darsteller sind nicht nur gesanglich gefordert, sondern auch schauspielerisch. Nach Leibrechts Ansicht kann Brechts Modell des epischen Theaters in der Oper nicht funktionieren. "Musik weckt Emotionen, was der von Brecht geforderten erzählerischen Distanz zu den Figuren widerspricht." Leibrecht möchte, dass sich die Sänger mit den Figuren identifizieren und die Charaktere ausspielen. "Der Zuschauer soll sie und ihre Geschichte verstehen."

Der Regisseur beabsichtigt etwa, das Quartett der Holzfäller nach dem Vorbild von Pop-Stars zu gestalten. Er denkt da an Mick Jagger, Elton John, David Bowie oder George Michael. "Ich assoziiere das Stück mit der verrückten Flower-Power-Zeit, in der viele Freiheiten propagiert wurden, aber nichts damit erreicht wurde." Die Verhältnisse seien sogar noch schlimmer geworden. "Geld macht sinnlich, könnte doch heute jeder Banker singen. Herr Ackermann ist nie frustriert, weil ihm die Millionen eine Ersatzbefriedigung sind."

In der Oper ist Jenny nicht bereit, einen Pfennig für ihren Freund zu opfern, der wegen Zechprellerei zum Tod verurteilt wird. Man kann huren, saufen, prügeln, morden, als Verbrechen gilt allein, eine Rechnung nicht zu bezahlen. Das kostet den Mann in der Stadt Mahagonny den Kopf.

Die Oper ist eine bittere Satire auf die Herrschaft des Geldes. Leibrecht geht noch weiter und zitiert den Philosophen Max Weber: "Der Mensch ist das Opfer seiner Bedürfnisse."

"Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" 3.6. (A-Premiere), 5.6. (B-Premiere), jeweils 19.30, Forum der Musikhochschule, weitere Vorstell. am 7., 12., 14., 16., 19. u. 25.6, jeweils 19.30, sowie am 24.6.,16.00, Karten: Konzertkasse Gerdes unter T. 45 33 26 oder 44 02 98 und bekannte Vvk