Matthesons Oper kommt nach 308 Jahren wieder

Nicht erst seit Asterix ist sie eine der faszinierendsten Frauen der Weltgeschichte: die altägyptische Herrscherin Kleopatra, die aus Treue zu ihrem Land gleich zwei römische Feldherrn zu Geliebten nahm, erst Julius Cäsar und dann Marc Anton. Die Sache endete bekanntlich eher unerfreulich, nämlich mit Kleopatras Griff in den Schlangenkorb. So spekulieren jedenfalls antike Chronisten, und daran hält sich auch der Hamburger Komponist und Kapellmeister Johann Mattheson in seiner Oper mit dem schön umständlich barocken Titel "Die unglückselige Cleopatra, Königin von Egypten oder Die betrogene Staatsliebe".

Im Rahmen von "333 Jahre Oper in Hamburg" bringt der junge Regisseur Holger Liebig das Werk jetzt, erstmals seit der Uraufführung im Jahre 1704 an der damals weltberühmten Gänsemarktoper, als Neuproduktion auf die Bühne der Hamburger Oper - in diesem Fall in der Opera stabile, um genau zu sein. Die musikalische Leitung hat Nicholas Carter, es singen Mitglieder des Hamburger Opernstudios.

Bei einer Vorstellung der "Cleopatra" soll der Komponist mit einem jungen Hitzkopf namens Händel aneinandergeraten sein, der Mattheson den Dirigentenposten streitig machte. Das daraus folgende Duell ging nur deshalb glimpflich aus, weil Matthesons Degen auf dem Rockknopf seines Kontrahenten zersprang. Der Zwischenfall illustriert den durchaus derben Ton, der damals am Gänsemarkttheater herrschte - wie übrigens auch in den Werken selbst. Matthesons "Cleopatra" ist, wie damals üblich, ein deftiges Gemisch von Hoch- und Plattdeutsch, von differenzierten und simplen musikalischen Einfällen und einem ganzen Kaleidoskop an Figuren.

"Die unglückselige Cleopatra, Königin von Egypten oder Die betrogene Staatsliebe" 23.6., 20.00, Opera stabile (Premiere). Weitere Vorstellungen: 24., 26., 27., 29. und 30.6., jeweils 20.00. Karten unter T. 35 68 68