Retro-Charme mit Ulrich Tukur & den Rhythmus Boys

Auf der Bühne fühle er sich wie im Urlaub, sagt Ulrich Tukur. Verständlich, wenn man ein viel gefragter Film- und Fernsehstar ist. Sobald er mit seinen Jungs, den Rhythmus Boys, der nach eigener Aussage "ältesten Boyband der Welt" die Bühne teilt, ist er in seinem Element. Gleich einem den 1920er-Jahren entsprungenen Alleinunterhalter sitzt er in lässiger Pose am Piano oder schwingt die Quetschkommode. Gleichzeitig fabuliert er mit flotter Zunge Anekdoten und dirigiert seine Boys, den sagenhaften Kontrabassisten Günter Märtens, Schlagzeuger Kalle Mews und Ulrich Mayer an der Gitarre.

Bei seinem sommerlichen Stadtpark-Auftritt präsentieren Tukur und die Rhythmus Boys frisch arrangierte Lieder der 30er- bis 50er-Jahre unter dem Motto des aktuellen Albums, "Musik für schwache Stunden". Gefunden haben sie sie im Repertoire von Peter Kreuder, Johannes Heesters, Ralph Benatzky oder Zarah Leander. Aber auch beim italienischen Sänger Domenico Modugno oder dem französischen Chansonnier Charles Trenet. Dass es vorzugsweise Erzählungen über Liebe, Selbstmord, Abschied und Tod sind, schließt für jemanden wie Tukur das Vergnügen nicht aus. Gerade Modugno erzähle Geschichten - "eine schrecklicher und betrüblicher als die andere", schwärmt er. Keiner beschreibe den Selbstmord so schön wie er. Auch Selbstverfasstes wie "Fun On The Titanic" findet sich darunter. "Schwache Stunden", so Tukur, "sind Momente, in denen uns die Felle davonschwimmen, wir aber Haltung bewahren."

Die Musik des flotten Vierers verspricht stets eine beschwingte Reise durch - was sonst - den Liebeswahn in allen Schattierungen. Mal euphorisch, mal schmerzensreich, aber immer humorvoll. 1995 hatte Tukur die Tanzkapelle ins Leben gerufen. Schon damals war er ein überzeugter Nachtarbeiter mit Hang zur Melancholie und zur Träumerei. In seiner Musik vermählt er die Patina eines überartikulierten Tenorgesangs mit elegantem Auftreten in Anzug und Hut. Trends der Postmoderne jagt er nicht nach. Eine musikalische Erklärung des Konzeptalbums spricht da für sich: "Wenn die Sonne hinter den Dächern versinkt, wenn die Schatten länger werden in den stillen Straßen der Stadt, wenn sich Eiswürfel mit Spirituosen vermengen und die Welt kurz den Atem anhält, bevor die nächtlichen Lichter leuchten, dann ist sie da, die schwache Stunde."

Ulrich Tukur & die Rhythmus Boys 2.6., 19.00, Stadtpark, Karten unter T. 30 30 98 98 oder unter T. 413 22 60