Ein Experiment von Simon Rattle und dem Orchestra of the Age of Enlightenment

Können die das? Diese Frage wird sich wohl so mancher Konzertgänger stellen, der die folgende Ankündigung zur Kenntnis nimmt: Großbritanniens Originalklang-Spezialisten, das Orchestra of the Age of Enlightenment, kurz OAE, wagen sich bei ihrem anstehenden Hamburg-Gastspiel an Fauré, Debussy und Ravel. Statt Händel oder allenfalls Mendelssohn wollen die Briten ihren historischen Instrumenten nun also den impressionistischen Klangfarbenzauber von Debussys "La Mer", die Flötentöne des lüsternen Fauns und die jazzigen Einlagen von Ravels Konzert für die linke Hand entlocken. Wer denkt sich bloß so was aus? Sir Simon Rattle natürlich. Der ist nämlich nicht nur Chef der Berliner Philharmoniker, sondern auch einer der ständigen OAE-Gastdirigenten. Mit dem Ensemble hat er 2010 schon Wagners "Tristan und Isolde" auf "period instruments" aufgeführt. Nun wagen die Briten sich bis weit ins 20. Jahrhundert vor. Der "Tristan" sorgte für Diskussionsstoff, der Ausflug ins 20. Jahrhundert wird erst recht ein Experiment. Dafür sitzt mit Pierre-Laurent Aimard ein Ravel-Experte am Klavier. Und vielleicht erleuchten die Vorkämpfer des Enlightenment uns ja gerade dort, wo wir es am wenigsten erwarten.

Orchestra of the Age of Enlightenment, Pierre-Laurent Aimard, Sir Simon Rattle 9.6.12, 20.00, Laeiszhalle. Karten unter T. 35 76 66 66