Analoge Verbreitung von Fernseh- und Hörfunkprogrammen über Satellit endet an dem Tag um 3 Uhr morgens. Wer nicht umstellt, sieht auf seinem Bildschirm nur “Schnee“

Harsefeld/Stade. Am 30. April um 3 Uhr morgens endet die analoge Verbreitung von Fernseh- und Hörfunkprogrammen über Satellit. Ähnlich wie beim terrestrischen Empfang über Antenne können Zuschauer mit Satellitenempfang dann nur noch auf digitalem Weg die gewohnten Sender empfangen. Sie benötigen dafür ein digitales Empfangsgerät, einen Receiver. Wer nicht umstellt, der sieht nur noch den berühmten "Schnee" auf dem Bildschirm. "An dem Tag werden viele Menschen aus den Wolken fallen", sagt Rainer Dubbels, Inhaber des Fachgeschäfts Poppe Consumer-Electronics in Harsefeld.

Zwar wird seit rund einem Jahr unter anderem durch die Landesmedienanstalten darüber informiert, dennoch zögern viele noch mit einer Umstellung. "Das wird aber am Ende nach hinten los gehen", sagt Dubbels, "weil nicht nur nichts zu sehen sein wird, sondern weil dann überall Kapazitätsengpässe bei der Beschaffung von Geräten und bei der Umrüstung durch uns Fachhändler vor Ort herrschen werden." Vorsorglich hat er für seine Mitarbeiter und sich ab Mai "Urlaubswünsche" zurückgestellt.

"Schon die Umstellung auf DVB-T im Jahre 2004 hat gezeigt, wie groß der Ansturm und die Wartezeiten für Umrüstungen sein können." Einen Kundenandrang gibt es trotzdem bereits seit vergangenem November. "Der wird im Mai noch stärker", ist sich Dubbels sicher. Die Zukunft des Fernsehens ist digital. Das gilt auch für die Satellitenübertragung. Das digitale Signal beansprucht wesentlich weniger Übertragungskapazität bei gleichzeitig besserer Bild- und Tonqualität. Deshalb schalten die Programmveranstalter die analoge Übertragung auf dem Satelliten ab. Zusätzlich bietet das digitale Fernsehen eine wesentlich größere Programmvielfalt. Eine dreifache Ausstrahlung des gleichen Programms in unterschiedlicher Qualität (analog, digital SD und HD) sei ökonomisch nicht sinnvoll.

Der Unterschied zwischen analog und digital liegt darin, dass beim digitalen Fernsehen die Bild- und Tonsignale digitalisiert und vor der Übertragung komprimiert werden. Die Übertragung eines digitalen Programms benötigt weniger Bandbreite als analoges Fernsehen und ist widerstandsfähiger gegen Störungen. Durch die höhere Bandbreiteneffizienz können die Sender mehr Programme in besserer Bild- und Tonqualität übertragen.

Kabelfernsehkunden sind von der Abschaltung in der Regel nicht betroffen. Sie können neben einem umfassenden digitalen Angebot auch künftig analoge Fernsehprogramme empfangen und behalten die Wahlfreiheit zwischen den beiden Möglichkeiten.

Mit der Abschaltung der analogen TV-Programme wird auch die Übertragung des Astra Digital Radios und der analog verbreiteten Hörfunkprogramme über Satellit enden. Bereits heute werden alle Hörfunkprogramme der ARD und alle privaten Hörfunkprogramme über ASTRA 19,2° Ost im DVB-S-Standard, in digitaler Qualität, übertragen. DVB-S Radio ist Hörfunk in CD-Qualität. Einzelne Sendungen werden in Dolby Digital 5.1 gesendet. Voraussetzungen für den Empfang von DVB-S-Radio sind eine digitaltaugliche Satellitenempfangsanlage und ein digitaler Satellitenreceiver, der für Radio- und Fernsehempfang genutzt werden kann.

Um die volle Tonqualität wiederzugeben, sollte der Receiver mit der Hi-Fi-Anlage verbunden werden. Für den Empfang von Mehrkanalton sind zudem ein Dolby-Digital-Verstärker und ein entsprechendes 5.1-Lautsprecher-Set erforderlich. Der analoge UKW-Radioempfang zur Nutzung von stationären, portablen und mobilen Empfangsgeräten, zum Beispiel Autoradios, bleibt bestehen und ist von der Abschaltung nicht betroffen.

Dubbels und seine Mitarbeiter nehmen auch das Einrichten und Umrüsten der Sat-Technik bei ihren Kunden vor Ort vor - und fast immer ist das verbunden mit der Bitte, "das alte Gerät mitzunehmen und zu entsorgen". So stapeln sich auf dem Firmengelände in der Garage und auf einem Hänger bis unters Dach ausrangierte TV-Geräte, alte Receiver und Sat-Schüsseln. "Da sind teilweise sind noch wirklich richtig gute Modelle dabei", sagt Dubbels, "doch haben will die trotzdem kaum einer mehr, das ist dann nur noch Elektroschrott."

Auch Irmgard Schomacker aus Essel musste sich schweren Herzens von ihrem TV-Gerät trennen. Ihr 14 Jahre alter Fernseher hatte einen Defekt. Auf eine Reparatur verzichtete sie, weil das Gerät nur für den analogen Empfang ausgestattet war. "Ich denke, wenn der Fernseher nicht kaputt gewesen wäre, hätte ich mir sonst nur einen Receiver geholt." Ihr neues Gerät jedenfalls besitzt diesen integriert.

Ihr altes Modell entsorgt Rainer Dubbels wie die anderen eingesammelten Fernseher bei den Abfallannahmestellen im Landkreis Stade. Die Annahme ist für Haushalte und Kleinmengen aus Gewerbebetrieben gebührenfrei.

Bei den zwei großen Abfallwirtschaftszentren Stade-Süd und Buxtehude-Ardestorf sowie bei den drei kleineren Wertstoffhöfen Fredenbeck-Wedel, Oldendorf und Wischhafen habe es bislang keinen Andrang von Privatpersonen gegeben, die ihr altes Gerät entsorgen lassen wollten, sagt Sabine Kiehl, Abfallberaterin im Umweltamt des Landkreises Stade. "Das gilt auch für die Sperrmüllabfuhr." Sie vermutet, dass viele Haushalte beim Neukauf das alte TV-Gerät bei ihrem Elektro-Händler lassen, der die Geräte anschließend über den Landkreis Stade entsorgt.

"Sehr wichtig", so Sabine Kiehl, sei ihr der Hinweis, dass die Abgabe von Elektrogeräten wie Fernsehern an einen Schrotthändler oder andere Sammler nicht erlaubt sei, da es für diese ein von den Herstellern betriebenes Rücknahmesystem über die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger gebe. Das schreibt das Elektro- und Elektronikgesetz aus 2006 vor. "Außerdem weiß man sonst nicht, wo diese Geräte verbleiben und was damit passiert."

Große Geschäfte wie Bening oder Media Markt gäben die Geräte direkt in den Verwertungsweg der Hersteller, sagt Sabine Kiehl. "Nach dem Gesetz haben Geräthersteller die Produktverantwortung, also auch die Verantwortung für die Verwertung." Sobald ein Großcontainer der Gerätegruppe voll ist, wird ein von den Herstellern beauftragter Transporteur informiert, der die Geräte in eine Verwertungsanlage fährt. Dort werden die Geräte zerlegt, damit möglichst viele Wertstoffe, insbesondere Edelmetalle, wiederverwertet werden können.