Natureum Niederelbe an der Ostemündung zeigt die Vielfalt des Lebens am Fluss. Aktuell geht es um Dinosaurier

Balje. 53 Grad 49 Minuten nördlicher Breite, neun Grad zwei Minuten östlicher Länge - hier liegt das Natureum Niederelbe, auf einer künstlichen Insel in der Ostemündung, in der nordwestlichsten Ecke des Landkreises Stade. Die Lage ist etwas Besonderes: Hier mündet die Oste in die Elbe, und hier beginnt auch schon die Mündung der Elbe in die Nordsee. Letzteres erkennt, wer vom Anleger am Natureum eine Schiffstour unternimmt. Sandbänke säumen den Wasserweg, gelegentlich sind Seehunde zu sehen.

In dem 1990 eröffneten Natureum wird das vielfältige Leben an der Elbmündung anschaulich dargestellt. Auch die neue Dinosaurier-Schau über die "Urzeit-Giganten" ist spektakulär: Noch bis bis Sonntag, 4. November, statten die Riesenechsen dem Naturmuseum in Nordkehdingen einen Besuch ab.

30 000 Besucher bestaunten im vergangenen Jahr die Dauerausstellung über Umwelt, Natur und Landschaft der Niederelbe mit ihren Dioramen, Aquarien und Tierpräparaten. Besonders auf die Interessen der kleinen Besucher ausgerichtet sind die zahlreichen Spiel- und Experimentierstationen im Hauptgebäude und auf dem zehn Hektar großen Areal. Im Freigelände zu sehen ist auch der Fischkutter "Erna Becker", der 1892 gebaut wurde und nach einer Kollision hundert Jahre nach seinem Stapellauf 1992 vor Brunsbüttel sank. Wieder gehoben, dient das Schiff heute als Anschauungsobjekt zum Thema Fischerei.

"Auf See" geht es von April bis Oktober vom Natureum aus: Die 140 Jahre alte "Mocambo" lädt ebenso wie die in Brunsbüttel beheimatete "Germania" zu Törns ein. Der Schiffsanleger in der Ostemündung wird regelmäßig für Fahrten von und nach Brunsbüttel sowie für maritime Entdeckertouren zur Tier- und Pflanzenwelt der Oste- und Elbmündung genutzt. Eine Besonderheit dabei ist die "Mocambo". Sie ist das älteste noch im regulären Betrieb fahrende deutsche Passagierschiff, das 1872 in Hamburg vom Stapel lief und heute Freunden der historischen Seefahrt nostalgische Empfindungen vermittelt.

Möglicherweise schon ab Anfang 2013 können Besucher eine multimediale Ausstellung mit einer begehbaren Landschaft in Form eines Modells der Elbmündung erleben. Dieses Projekt "Küstenwelten" war Ende 2011 zunächst gestoppt worden, weil Geld für einen kompletten Neubau fehlte. Nun sollen die "Küstenwelten" ins vorhandene Haupthaus einziehen, das Café, der Shop und die Kasse werden dafür an den Eingang des Geländes verlegt.

Auf dem Programm des Natureums stehen immer wieder Ausstellungen, Aktionstage und Vorträge. Ob Wrackfunde, exotische Streicheltiere oder der Klimawandel - die öffentlichen Veranstaltungen im Natureum werden auch über die nähere Umgebung hinaus beachtet.

Noch bis zum 15. April zu sehen ist die Sonderausstellung "Land unter an der Oste - die große Februarflut 1962". Von der Sturmflut vor genau 50 Jahren war das Gebiet südlich der Elbe besonders schwer betroffen, was viele Fotos, Tonaufnahmen und historische Dokumente bezeugen. Entsprechend intensiv waren die Reaktionen, wie Natureum-Geschäftsführerin Dr. Clivia Häse beobachtet hat. Viele Zeitzeugen, die damals selbst betroffen waren und nur mit Mühe ihr eigenes Leben retten konnten, haben über ihre dramatischen Erlebnisse berichtet.