Eine Glosse von Marcel Baukloh

Die Erstellung von Horoskopen beruht auf dem im Altertum verbreiteten Glauben, aus der Position und Bewegung der Himmelskörper könnten Rückschlüsse auf zukünftige Ereignisse beziehungsweise auf die Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen gezogen werden. Ich halte von diesem verbreiteten Hokuspokus um Sternzeichen und deren Konstellation für das eigene (Un-)Glück in Lebensbereichen wie Gesundheit, Beruf oder Partnerschaft nichts.

Dass "unerwarteter Geldsegen", "beruflicher Aufstieg" oder "amouröse Abenteuer" stets für Millionen in meinem Sternzeichen Geborene avisiert werden, finde ich unrealistisch. Das sagt mir der gesunde Menschenverstand.

Gelesen wird der Unsinn dennoch von mir.

Schließlich ist der Wunsch nach Erfüllung der zugegeben häufig gar nicht mal so üblen Vorhersagen der Vater des Gedankens. Er erinnert mich außerdem daran, den Lottoschein zu verlängern und für alle Fälle immer ein Flasche Schampus kalt gestellt zu haben.

Abgegeben wird der Lottoschein seit Jahren einmal im Monat mit stets gleichen Zahlen in vier Kästchen immer in derselben Annahmestelle. Nachdem mir diese Kombination bereits einen satten Gewinn nach einem Dreier mit Zusatzzahl von 20 Euro gebracht hat, muss diese kausale Kette schon aus eigenem Aberglauben heraus sein. Den Pflege ich auch in anderen Bereichen - manchmal zum Leidwesen meiner Frau. So trage ich bei meinen Tennis-Punktspielen immer das gleiche Outfit. Gewaschen werden dürfen die verschwitzten Klamotten aber erst, wenn ich verloren habe. Sonst ist das trotz vorhandenem "Müffel" verboten. Schließlich bringt siegreiche Kleidung wieder "Glück aufm Platz". Meine Frau schüttelt über diese "Logik" zwar den Kopf. Sie hält sich aber mit Sprüchen zurück. Sie weiß, ich bin kein Roger Federer. Lange Siegesserien sind nicht zu erwarten.

Weniger locker sieht sie mittlerweile meine Rituale rund um die Erfolgsserie meines Lieblingsvereins in der Fußball-Bundesliga, Borussia Mönchengladbach. Seit ich von ihr vor einem Jahr aus Mitleid und als Trostpflaster für den eigentlich nicht zu verhindernden Abstieg ein zwölfmonatiges Bundesliga-Abo beim gängigen Bezahlsender geschenkt bekomme habe, hat meine Elf bekanntermaßen eine wundersame Auferstehung gefeiert. Ist doch klar, dass jetzt das Fernseh-Abo samt meiner liegenden Tätigkeit auf dem Sofa bei den Spielen dauerhaft verlängert werden musste. Das hat meine Frau an sich weniger gestört.

Die Tatsache aber, dass sie seitdem regelmäßig, wenn meine Borussia ein Tor geschossen hat, nicht im Wohnzimmer war, sondern irgendwo im Haus geputzt hat, geht ihr allmählich auf den Geist. Wer will schon jedes Wochenende sauber machen, nur damit der Mann nach seinem Motto "Never change a winning Aberglaube" leben kann?