Die Jazzkonzerte stehen im Zeichen der südeuropäischen Tradition

Kaum ein Volkswagen hätte in den 1960er-Jahren das Band in Wolfsburg verlassen, wenn nicht Dutzende italienische Gastarbeiter dort geschraubt hätten. Ihr Einsatz jährt sich 2012 zum 50. Male und ist Anlass für einen musikalischen Schwerpunkt. Die in Bologna geborene Vokalkünstlerin CristinaZavalloni (5. Mai, 20 Uhr, ZeitHaus)etwa balanciert auf dem Grat zwischen Belcanto und Avantgarde, zwischen Monteverdi und Mozart, Cage oder Thomas Nyman. Gemeinsam mit ihrem dynamischen Quartett Idea ist sie ein gern gesehener Festivalgast.

Mehrere Generationen überspannt die Begegnung des Pianisten Stefano Bollani mit Enrico Rava, dem Elder Statesman an der Trompete (12. Mai,20 Uhr, ZeitHaus). Bollani besuchte als 13-Jähriger ein Konzert Ravas, der später sein Mentor und Freund werden sollte. Gemeinsam leben sie ihre Vorliebe für Melodieschönheit, Melancholie und Euphorie aus. Fast schon eine Legende des italienischen Jazz ist auch Ludovico Einaudi (20. Mai, 20 Uhr, KraftWerk). Der Komponist/Pianist huldigt einem an Ryuichi Sakamoto, Erik Satie und Philip Glass geschulten Minimalismus. Cineasten sind seine gekonnt kondensierten Sounds auch aus den Filmmusiken zu "Black Swan" oder "Ziemlich beste Freunde" ein Begriff.

Nach mehr südländischer Leidenschaft klingt da, was die FormationMocambo Swing (14. April, 20 Uhr, ZeitHaus) serviert, die erstmals überhaupt in Deutschland auftritt. Ganz in der Tradition der so beliebten Cantautori italiani wie Paolo Conte, Lucio Dalla oder Renato Carosone verweben die fünf Musiker volkstümliche Gypsy- und Klezmer-Rhythmen mit Dixieland und Modern Jazz sowie Texten über unerfüllte Liebe, die Fußangeln des Alltags und die Absurditäten des italienischen Politbetriebes zu einem Klangteppich. Hier dominieren Frische, Humor und Schwung. Volkstümlichem Jazz hat sich auch das Salvatore Russo Gypsy Jazz Trio (21. April, 20 Uhr, ZeitHaus) verschrieben. Der Gitarrist erwarb sich einen stabilen Ruf als Sessionmusiker bei Rock- und Popgrößen wie Eros Ramazzotti, Adriano Celentano, Gianna Nannini oder Patti Smith. Gemeinsam mit dem Rhythmusgitarristen Franco Speziale und dem Kontrabassisten Camillo Pace hat er sich zu einem viel gerühmten Akustikensemble zusammengefunden. Das Trio gastiert ebenfalls zum ersten Mal in Deutschland.

Russo ist nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Mafiaboss. Die Tradition des italo-amerikanischen Gangsterwesens spießen wiederum The Good Fellas (28. April, 20 Uhr, ZeitHaus) schon in ihrem Namen ironisch auf.Luciano und Fabrice LaMotta frönen mit ihrer achtköpfigen Combo einem verboten feurigen Amalgam aus Swing, Blues und Croonertum.