Pinneberger Schüler-Medien-Projekt hat landesweit Vorbildcharakter. Jubiläumssendung am 27. März

Pinneberg. Und wer hat`s erfunden?! Von wegen, die Schweizer. Die Pinneberger waren es! Seit nunmehr fünf Jahren geht einmal pro Woche Radio Pinneberg "on air". Das Schüler-Radio-Projekt als Kooperation der Johannes-Brahms-Schule (JBS) und des Jugendzentrums Geschwister-Scholl-Haus hat bereits etliche Preise eingeheimst und diente als Vorbild für mehrere andere Schulradios im Norden, darunter an der Willy-Brandt-Schule in Norderstedt.

"Es ist sensationell, wie die Schüler das machen", sagt Sebastian Marcks mit Blick auf die Schüler-Redaktion, die die Jubiläumssendung für Dienstag, 27. März, vorbereitet. Marcks weiß, wovon er spricht. Der JBS-Lehrer ist seit der Geburtsstunde Projektleiter von Radio Pinneberg - und war vor seiner Zeit an dem Pinneberger Gymnasium mehrere Jahre lang Radiomoderator unter anderem bei Delta Radio und RSH. "Sie können das inzwischen im Schlaf", sagt Marcks über die beiden Redaktionsleiterinnen Inga Leske, 17, und Tatjana Groswarth, 16, beide aus dem elften Jahrgang. Dank ihrer Medienlotsenausbildung, die sie an der JBS bekommen haben, kümmern sich die beiden Schülerinnen nicht nur federführend um eine der vier Redaktionen von Radio Pinneberg. Sie organisieren unter anderem auch Radioprojekttage für Klassen anderer Schulen.

Wie fix sie als Radiomacher inzwischen sind, können die Brahms-Schüler am 27. März unter Beweis stellen. Wenn ab 16 Uhr die Jubiläumssendung ausgestrahlt wird, sollen darin Interviews gesendet werden, die die Schüler während des Empfangs zum fünften Geburtstag ab 13.30 Uhr führen werden. Ausgestrahlt wird Radio Pinneberg jeweils dienstags ab 16 Uhr über die Ukw-Frequenz 96,0, über die Kabelfrequenz 95,45 und als Livestream im Internet unter www.radiopinneberg.de . Zum Programm der Jubiläumsshow sollen auch die besten Versprecher und die lustigsten Pannen aus fünf Jahren Schüler-Radio gehören.

Gründervater waren seinerzeit der Pinneberger SPD-Landtagsabgeordnete Bernd Schröder und Peter Willers, Chefredakteur des Offenen Kanals Schleswig-Holstein, gewesen. In Sebastian Marcks, in der Startphase Referendar an der JBS, fanden die Initiatoren einen idealen Mastermind. Damals wie heute sendet Radio Pinneberg selbst produzierte Berichte von Konzerten, Interviews mit Musikern und Politikern und Musik- und Kinokritiken. Von den Konzepten der Sendungen über den Mitschnitt der O-Töne bis zum Sprechen der Moderationen ist in der Regel alles in Schülerhand. Der Schwerpunkt liege auf dem redaktionellen Inhalt, wie Marcks betont: "Wer nur seine Musik auflegen möchte, der muss als DJ in die Disco gehen." Qualität ist Trumpf. Deshalb wurde auch nie die wöchentliche Sendezeit verlängert. "Wir machen lieber eine Stunde lang pro Woche eine richtig gute Sendung, als zwei Stunden, die nicht so gut sind", sagt Marcks. "Die Schüler waren zu Anfang enttäuscht wegen der vermeintlich kurzen Sendezeit, aber dann haben sie gemerkt, wie aufwendig es ist."

Der Offene Kanal stellt das mobile Sendestudio als Dauerleihgabe zur Verfügung. Zusätzliches Equipment wurde dank Spenden, vor allem auch aus der Elternschaft, im Laufe der Jahre angeschafft. Inzwischen verfügt die JBS über zehn Profi-Audio-Schnittplätze. Weiterhin stellt auch das Geschwister-Scholl-Haus Räume und Personal zur Verfügung. Projektleiter im Jugendzentrum ist Marco Schnitter.

Schulleiterin Ortrud Bruhn ist voll des Lobes für "ihr" Radio. "Es ist ein fantastisches Projekt", sagt die Direktorin des Gymnasiums. "Die Schüler können in einer absolut authentischen Situation unheimlich viel lernen. Und die Erfahrung zeigt, dass die Schüler es eben auch lernen wollen."

25 bis 50 Schüler arbeiten laufend im Radio-Projekt mit. Die Altersspanne reicht von Jüngeren wie dem zwölf Jahre alten Tjalve Hansen bis zu ehemaligen Schülern wie Daniel Buttjes, 20, der nach dem Abi an der JBS inzwischen eine Ausbildung zum Medienkaufmann bei Gruner & Jahr macht - den aber Radio Pinneberg nicht loslässt. "Ich glaube schon, dass es in einem Medienberuf hilft. Ich habe viele schöne und wichtige Erfahrungen gesammelt", sagt Buttjes. Für ihn waren rückblickend vor allem Interviews mit Politikern wie Peter Harry Carstensen und Horst Seehofer die Highlights. "Ich fühle mich immer als Teil der Radio-Pinneberg-Familie."

Zu den Radiomachern der ersten Stunde gehören auch René Schar, mittlerweile beim NDR, Arne Breitsprecher und Fabian Schmidt. Breitsprecher, der in diesem Jahr sein Abitur macht, hat sich ein großes technisches Know-how in Sachen Radiotechnik erarbeitet. Der 18-Jährige erinnert sich vor allem an seine Berichte und Gespräche mit der bekannten Band Revolverheld. "Wenn der Regler hoch ist, ist immer wieder die Spannung da, kommt der Adrenalin-Kick", sagt Breitsprecher.

Studienrat Sebastian Marcks bringt sein Radiowissen nicht nur in der eigenen Schule ein. Im Auftrag des Institutes für Qualitätsentwicklung an Schulen in Schleswig-Holstein schult er Lehrerkollegen zum Thema "Schule im Radio - Radio an der Schule". Er freut sich darüber, dass inzwischen die Stunden, die die Schüler nachmittags in das Radioprojekt investieren, als Unterrichtsstunden angerechnet werden. "Im Rahmen von G 8 haben die Schüler derart lange bis in den Nachmittag Unterricht, dass sie gar keine Zeit mehr für AGs hätten", sagt Marcks. Beispielhaft sei die altersübergreifende Zusammenarbeit zwischen den Schülern in den Radio-Pinneberg-Redaktionen. Für die Oberstufe der JBS gelte, dass Radio Pinneberg fest in das Curriculum des Medienprofils integriert sei.

www.radiopinneberg.de